Nur wenige isländische Ärzte kehren von ihren Auslandsstudien zurück. Sie führen im Ausland ein komfortables Leben und möchten nicht in ein Krisenland zurückkehren, berichtet das Fréttabladid. Der Vorstandsvorsitzende der isländischen Ärztekammer ist darüber besorgt, die Gesundheitsministerin bleibt jedoch ruhig.
Gesundheitsministerin Álfheidur Ingadóttir.
„Die Situation ist schwierig und die berufliche Unsicherheit macht diesen jungen Leuten natürlich Sorgen,“ sagte der Chef des Universitätskrankenhauses, Björn Zoega.
Etwa 150 bis 200 isländische Ärzte leben derzeit im Ausland, wo sie sich als Fachärzte spezialisieren. Normalerweise kehren jedes Jahr 30 bis 40 von ihnen nach Island zurück. In diesem Jahr ist das nicht der Fall gewesen.
„Im letzten Winter sind fünf von ihnen zurückgekehrt, und ich habe von weiteren vier Ärzten gehört, die diesen Sommer kommen wollen,“ sagt Birna Jónsdóttir, Vorsitzende der isländischen Ärztekammer. „Damit hat sich zum ersten Mal die Zahl der Heimkehrer derart reduziert.“
Nach Ansicht von Zoega und Jónsdóttir sind die Fachabteilungen des Krankenhauses unterschiedlich betroffen sind.
„Derzeit sind die onkologischen Stationen besonders gefährdet,“ sag Zoega, der dort im Schichtdienst mitgearbeitet hat um das
Personal zu entlasten. Auch Schichten auf der Unfallstation hatte er übernommen, und vergangenes Wochenende war er in Rufbereitschaft für die orthopädische Abteilung, die sein Fachgebiet ist, gewesen.
„Wir sind ziemlich besorgt, wie sich die Situation wohl entwickeln wird. Die Lage des Pflegepersonals könnte sich ähnlich entwickeln, hier jedoch weniger gravierend, weil die Spezialisierung nicht so eine große Rolle spielt.“
„Die Nachmittagsschichten in den Gesundheitszentren in Reykjkavik sind abgeschafft worden,“ fügt Jónsdóttir hinzu. „Die Situation ist noch nicht kritisch, aber sicher schlechter als wir es gerne hätten.“
Gesundheitsministerin Álfheidur Ingadóttir findet die Lage angesichts der ökonomischen Rezession wenig überraschend. „Die Leute sitzen die Krise im Ausland aus, aber ich hoffe daß sie so bald wie möglich auf den heimischen Arbeitsmarkt zurückkehren.“ Sie sieht keine Anzeichen für eine sich anbahnende Krise.