Der Internist Sigurður Guðmundsson vom Reykjavíker Landspítali hat die Zustände des Krankenhauses in einem Leitartikel des isländischen Ärzteblattes scharf kritisiert und sie als Schande für das Land bezeichnet, schreibt mbl.is.
Landspítali im Vordergrund. Foto: Dagbjört Oddný Matthíasdóttir/Iceland Review.
Das Krankenhaus sei überfüllt. In der Abteilung für Innere Medizin seien die Betten seit dem Jahr 2008 um 16 Prozent reduziert worden, aber Notfälle sind um 24 Prozent seit 2009 gestiegen. „Die Folge davon ist unter anderem, dass die Leute regelmäßig auf dem Flur liegen. Das ist einfach eine Schande für das Land,“ wird der Artikel zitiert.
Seit dem Jahresbeginn habe es durch die Infektionskrankheiten eine hohe Arbeitsbelastung gegeben, und die Flexibilität im Hause sei erschöpft. Das dürfe es in einem guten Gesundheitssystem nicht geben.
Die Schreibtische der jungen Ärzte in der Notaufnahme stünden auf dem Gang zwischen alkoholisierten Patienten, oft müssten die Ärzte sich im Nachtdienst mit Snacks über Wasser halten. Das seien ermüdende Arbeitsbedingungen für solch eine harte Arbeit.
Auch die Gehälter der jungen Ärzte seien zu niedrig und stünden in keinem Verhältnis zu ihrer Ausbildung. Die technische Ausrüstung des Hauses sei überaltert und zum Teil gefährlich, worauf in der Vergangenheit schon mehrfach hingewiesen worden sei.
Hinzu komme die Schimmelpilzbelastung in den Gebäuden und die endlose Diskussion um einen Krankenhausneubau, die an die jahrzehntelange Baugeschichte der Landesbibliothek erinnere. Solche eine Wartezeit sei für das Landspítali zu lang.
Schwierige Zustände und finanzielle Streichungen der letzten Jahre hätten Beschäftigte und Patienten brav über sich ergehen lassen, doch der Eindruck sei entstanden, dass ihr Langmut nur ausgenutzt worden sei. Und am Ende sei der schwarze Peter an das Krankenhaus zurückgeschoben worden.
Sigurður kritisierte das Finanzgebahren des Staates und dass beispielsweise Geld für Rettungsmaßnahmen von Unternehmen oder teure Tunnelbauten dagewesen sei, für eine Reparatur des maroden Gesundheitswesens jedoch nicht.
Er warte nun darauf, Beteuerungen der Parteien im kommenden Wahlkampf zu hören, schreibt der Arzt.
DT