Seit zwei Tagen geistert ein Phantom durch die isländischen Medien. Das Phantom gehört zu den grössten Schuldnern der bankrotten alten isländischen Banken vor dem Jahr 2008. Das Phantom ist keine Einzelperson, sondern ein Oberbegriff für eine ganze Reihe von unbekannten legalen Unternehmen aus Übersee.
Das TV-Magazin Kastljós, welches immer noch Details aus den Panama Papers veröffentlicht, berichtete vorgestern, dass ein “ausländisches Phantom” den Banken Milliarden von Kronen schuldet, und dass “er” grosse Aktienpakete isländischer Unternehmen hält, wie der Parlamentsbericht von 2010 über den Bankencrash offenbarte. Der Ausdruck “Phantom” bezieht sich auf Überseeunternehmen mit unbekanntem Eigentümer.
“Das ausländische Phantom ist ein Kollektivbegriff für 14 Personenkennziffern, die zu unbekannten juristischen Personen in Übersee gehören,” heisst es in dem Parlamentsreport. “Er trat zum ersten Mal im Jahr 2006 in Erscheinung und wurde dann als Eigentümer isländischer Unternehmen registriert.”
DV berichtet, das “Phantom” schulde den Banken mehr als einhundert Mrd. Kronen, als sie zusammenbrachen. “Er” hatte grosse Dividendenauszahlungen erhalten und besass mehr als zehn Prozent Anteile in mehr als 400 verschiedenen isländischen Unternehmen zwischen den Jahren 2006 und 2008.
Das Phantom erhielt im Jahr 2007 fast 12 Mrd. ISK an Dividenden, im Jahr 2007 zwei Mrd. ISK und im Crash-Jahr 2008 waren es immer noch 2,2 Mrd ISK. Das Phantom war der am zweithöchsten dotierte Investor in jenem Jahr. Zwei Mrd ISK sind nach heutigem Umrechnungskurs 16 Mio. US-Dollar.
Ende 2006 schuldete “er” den isländischen Banken um die 45 Mrd ISK, die beim Zusammenbruch im Herbst 2008 auf mehr als 100 Milliarden isländische Kronen schnellten.
Recherchen deuten darauf hin, dass die Identität des ausländischen Phantoms mit den 14 Personenkennziffern, den unaussprechlich hohen Schulden und enormen Profiten möglicherweise einer Gruppe von wohlbekannten isländischen Investoren und Geschäftsleuten zuzuordnen ist.