Die Gäste eines neulichen Walbeobachtungstrips in Island erhielten mehr als sie gebucht hatten, als sie statt lebenden Wale, das Walfangboot Hvalur 8 mit toten Walen im Schlepp an sich vorbeischippern sahen.
„Das Walfangboot dabei zu beobachten, wie es in den Hafen fährt und tote Wale hinter sich herzieht, war der Inbegriff einer Wegkreuzung für Island,“ sagte der US-amerikanische Tourist Timothy Baker der britischen Zeitung Daily Mail am Freitag. „Du kannst Leuten, die Geld für Walbeobachtung ausgegeben haben, nicht nur tote Wale zeigen.“
Baker fotografierte das Walfangschiff (Bilder gibt es hier) und informierte danach Tierschutzorganisationen, die einmal mehr isländische Behörden aufforderten, die Fangquoten für Wale zu widerrufen.
Die diesjährige Quote erlaubt 154 Finnwale und 229 Minkwale. Der Daily Mail zufolge wurden bislang 28 Minkwale und 91 Finnwale erlegt. Finnwale gelten als gefährdet.
Islands Walbeobachtungsbranche ist in der Vergangenheit stetig gewachsen. Gegründet wurde die Branche im Jahr 1991, im letzten Jahr kamen 200.000 Menschen nach Island um Wale im Meer zu beobachten und zahlten dafür 1,5 bis 1,7 Mrd. ISK (10-11 Mio. EUR) für Eintrittkarten zum Boot, berichtet Fréttatíminn.
In einer Umfrage der Daily Mail kam heraus, dass 90 Prozent aller britischen und deutschen Touristen eher keine Walbeobachtungstour unternehmen würden, wenn sie möglicherweise Zeuge werden wie ein Wal getötet oder an Land gebracht wird.
Im letzten Monat hatte der isländische Außenminister Gunnar Bragi Sveinsson vorgeschlagen, Island sollte seine Walfangpolitik überdenken – nicht aus Prinzip, sondern um nicht bei internationalen Konferenzen um Meerespolitik als Schmuddelkind der Staatengemeinschaft dazustehen.