Die Schafbauern im Jökuldalur würden vor großen Problemen stehen, wenn es jetzt zu einem Vulkanausbruch im Dyngjujökull käme, berichtet ruv.is. Etwa 6000 Schafe von Höfen des Jökuldalur befinden sich noch in den Bergen – dort wo die Asche eines denkbaren Ausbruchs niedergehen würde. In den benachbarten Tälern Ostislands sieht es nicht viel anders aus.
Eine Vorverlegung des Schafabtriebs stellt die Bauern vor weitere Probleme: weder gibt es genügend Platz noch genügend Grasland, um das Vieh bis zum Schlachttermin durchzufüttern. Dem Termin nach wäre der Schafabtrieb in der Region am 20. September zuende. Der Bezirkstierarzt hatte in einem Brief an die Gemeinden die Organisation von vorgezogenen Notschlachtungen im Ernstfall gefordert.
Auch die Schwefeldioxidbelastung durch die Dunstwolken aus dem Eruptionsgebiet muss im Auge behalten werden. Gestern ergaben Messungen in Reyðarfjörður eine Belastung von 2550 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, so hoch wie noch niemals zuvor. Es fehlt an weiteren Messgeräten, Kinder und empfindliche Personen sollten sich bei dunstiger Wetterlage im Haus aufhalten, sagte der Schadstoffspezialist der Umweltagentur, Þórsteinn Jóhannsson, gegenüber ruv.is.
Die Caldera der Bárðarbunga, die bislang mehr als 20 Meter abgesunken ist, könnte um einhundert Meter weiter einsinken. Dergleichen ist seit dem Ausbruch der Askja im 19. Jh. nicht mehr vorgekommen und bereitet den Wissenschaftlern Kopfzerbrechen, schreibt ruv.is.
Drei denkbare Szenarien für den Fortgang der Ereignisse nördlich des Vatnajökull haben die Geophysiker Magnús Tumi Guðmundsson und Páll Einarsson in einem Artikel auf der Webseite des geowissenschaftlichen Instituts der Universität Islands entworfen:
1. Die Absenkung kommt zum Stillstand, und der Ausbruch in der Holuhraun versiegt.
2. Die Absenkung setzt sich dramatisch weiter fort. Das Resultat könnte eine subglaziale Eruption mit Gletscherflut sein, und der Ausbruch in der Holuhraun währt langfristig. Denkbar sind auch weitere Eruptionsspalten, unter anderem am Dyngjujökull, hier mit Eisschmelze und Flut verbunden.
3. Magma findet ihren Weg durch das Eis der Caldera, es kommt zu einem großen Vulkanausbruch in der Bárðarbunga, mit Aschefall und Gletscherflut.
Im Link finden Sie Skizzen zu den Szenarien.
Von der Holuhraun fließt die Lava weiter in die Jökulsá á Fjöllum. Der Gletscherfluß könnte nach Schätzung der Vulkanologen in zwei Tagen aufgestaut werden, schreibt ruv.is.
Über 2000 Erdbeben sind in der Bárðarbunga seit Beginn der Bebenserie am 29. Augsut gemessen worden. Das stärkste Beben der vergangenen Nacht lag bei einer Stärke von 5,3.