David und Gail Wilson, ein australisches Ehepaar, welches am vergangenen Donnnerstag auf dem Langjökull im Schneesturm verloren gegangen war, hat das Reiseunternehmen scharf dafür kritisiert, die Tour trotz einer Sturmwarnung durchgeführt zu haben.
Die beiden hatten an einer von den Mountaineers of Iceland organisierten Motorschlittentour teilgenommen und waren sieben Stunden lang verschollen gewesen. Am vergangenen Freitag hatten sie ihre Geschichte RÚV erzählt (das Interview finden Sie im link unter dem Foto der beiden).
In einer Gruppe von elf Teilnehmern waren die beiden die letzten gewesen. Es hatte vier Bergführer gegeben, doch keiner von denen war als letzter hinter der Gruppe gefahren. David würgte aus Versehen den Motor seines Schlittens ab und schaffte es nicht wieder, ihn anzulassen. Man habe ihm das nicht gezeigt, sagte er.
In der Folge verloren sie den Anschluss und die Gruppe aus der Sicht. Keiner der Bergführer bemerkte, dass die beiden fehlten. Das Ehepaar blieb an Ort und Stelle und wartete darauf, dass jemand sie abholte, doch zweieinhalb Stunden lang kam niemand. Sie schafften es, den Motor zu starten und versuchten den Spuren zum Camp zu folgen, das schlug jedoch fehl. Daraufhin gruben sie ein Loch in den Schnee, um Schutz vor dem Wetter zu finden. Sie stellten den Motor des Schlittens aus, um Benzin zu sparen, als sie die Lichter der Rettungsteams sahen, starteten sie den Motor erneut, und die Scheinwerfer des Schlittens wiesen die Retter schliesslich zu den beiden Vermissten.
Einer der beiden Betreiber von Mountaineers of Iceland, Herbert Hauksson, sagte, er bedauere den Vorfall und er wolle dafür sorgen, dass die Arbeitsmethoden überprüft würden. Er bestand jedoch darauf, dass sein Unternehmen keinen Fehler begangen habe. Es habe für die Region keine Schneesturmwarnung gegeben.
Der isländische Wetterdienst hatte laut RÚV am Donnerstag einen Schneesturm für das zentrale Hochland vorhergesagt. Der Gletscher Langjökull liegt im westlichen Hochland.
Herbert erklärte, es habe sich kein Bergführer hinter der Gruppe befunden, weil sich die Gruppe geteilt habe, nachdem einige Fahrer dem ersten Motorschlitten nicht hatten folgen können.
Er kritisierte das Ehepaar dafür, dass sie sich von dem Ort fortbewegt hätten, wo ihnen der Motor ausgegangen war. Er bezweifle, dass sie zweieinhalb Stunden gewartet hätten – sonst hätten seine Angestellten die beiden gefunden.
Snorri Ingason, der stellvertretende Vorsitzende der Vereinigung der isländischen Reiseleiter, sagte RÚV gegenüber, es sei klar dass Tourveranstalter und Reiseleiter für die Teilnehmer einer Tour verantwortlich seien. Er findet es allzu üblich, dass Touren bei unsicheren Wetterbedingungen stattfinden.
“Angsichts der Wettervorhersage für den Tag hätten sie die Tour nicht fahren dürfen,” sagte Snorri. Er betonte, wie wichtig es sei, einen Bergführer hinter den letzten Teilnehmern fahren zu lassen, um sicherzustellen, dass niemand zurückbleibt, vor allem bei Ausflügen auf die Gletscher.
Es sei nur eine Frage der Zeit, wann es zu einem schweren Unfall käme, da es an Rahmenwerk und Qualifikationsnachweisen in der isländischen Tourismusindustrie fehle, so Snorri.
“Die Unternehmen machen ihre eigenen Regeln und ändern die jeden Tag. Es gibt keine gesetzliches Rahmenwerk. Es gibt keine Zulassungen. Nicht nur bei Gletschertouren, sondern in der gesamten Tourismusindustrie,” kritisierte Snorri.
Er wollte nicht kommentieren, ob das Unternehmen einen Fehler begangen habe. “Wenn sowas passiert, sollten die Leute demütig sein, sich bei den Betroffenen entschuldigen und versuchen, aus den Fehlern zu lernen,” findet er.
Dennoch sei es angesichts der Risiken, die der Massentourismus mit sich bringe, zu einem Erwachen in der Branche gekommen und man sei sich der Wichtigkeit von Vorsichtsmassnahmen bewusst.
“Wir haben Menschenleben in unserer Hand, und wir wollen nicht auf diesen grossen Unfall warten, wo Menschen sterben, daher müssen wir Vorkehrungen treffen.”