Eine totale Zerstörung dessen, was von Reykjanes noch übrig ist, nennt die Umweltaktivistin Eydís Franzdóttir die Pläne der Energieindustrie, Erdwärmekraftwerke und Hochspannungslinien über die Halbinsel zu verteilen. Die Kraftwerkspläne bereiten ihr grosse Sorgen, sagte sie in einem Interview mit dem Morgenmagazin des Radiosenders Rás 1.
Eydís ist Mitglied des Umweltschutzbundes in Südwestisland. Sie lebt in Vatnsleysuströnd auf der Halbinsel Reykjanes. Dieser Tage wartet sie auf ein Urteil des Obersten Gerichtshofes, Landeigentümer hatten gegen den Staat geklagt, nachdem die Industrieministerin Landenteignungen zugunsten der Hochspannungsleitung Suðurnesjalína 2 erlaubt hatte.
Eydís erklärt, dass in diesem speziellen Fall noch vor Erstellen des Umweltgutachtens eine Möglichkeit gewählt worden sei, alle anderen Möglichkeiten seien ausgeschlossen worden.
“Ist es im Interesse der Allgemeinheit, eine Industriestromleitung an der meistbefahrensten Strasse des Landes zu verlegen, dort, wo alle Touristen entlangfahren?” fragt sie.
Die Allgemeinheit habe vielmehr gar keine Chance erhalten, sich einzubringen. In diesem Fall sei die Entscheidung noch vor dem Umweltgutachten gefallen.
Im Jahr 1998 hatte Island das Arosa Ábkommen unterzeichnet, ein internationales Naturschutzabkommen, welches der Öffentlichkeit Entscheidungen in Umweltanhgelegenheiten ein Mitspracherecht zusichert. Island hat dem Abkommen zugestimmt, es ist auf der Insel jedoch nicht in Kraft getreten.
Die Naturschützer seien immer als kleine Gruppe heruntergespielt worden, und möglicherweise treffe das auch zu. Eydís kämpft diesen Kampf für ihre Landsleute, sie sagt, die meisten Bewohner in Reykjanes stünden hinter den Landbesitzern.
Sie hält die Stromleitung für ein Zerstörungswerk, zumal von den Kraftwerken der Region ohnehin nur eine geringe Energiemenge gewonnen wird. “Die Kraftwerke in Reykjanes und Svartsengi sind nicht nachhaltig. Sie werden nicht auf vollen Touren betrieben, weil das gar nicht möglich ist.” Die Kraftwerke gehörten zum selben Gebiet wie etwa das Geothermiegebiet Eldvörp, einer Kraterformation, die nach neusten Plänen einem Kraftwerk geopfert werden soll, obwohl dort nicht mehr Energie zu holen sei. Auch das touristisch beliebte Geothermiegebiet von Krýsuvík stehe zur Debatte.
Der Reykjanes Geopark steht unter Naturschutz, die Geothermiegebiete waren jedoch aus dem Naturschutzgebiet exkludiert worden. Eydís Franzdóttir sagt, der Kampf im Interesse der Natur auf der Halbinsel Reykjanes sei noch lange nicht vorbei.