Ein “Turnier der schlagenden Schweife” hat der isländische Tierarzt Ármann Gunnarsson die Weltmeisterschaft in Berlin genannt.
Pferdeschweif, in keiner lockeren Haltung. Foto: Fjölnir Þorgeirsson
In seinem Kommentar auf hestafrettir.is geht der Pferdefachtierarzt auf die schon vor ihm im Netz kritisierten peitschenden Pferdeschweife ein und hinterfragt den Grund für das Verhalten der Turnierpferde. Ein berühmter Isländer habe einmal gesagt, mit solchen Schweifen könne man Männerchöre dirigieren, doch die gab es in Berlin ja nicht, und Mücken, die es zu vertreiben gelte, habe Ármann auch nur wenige bemerkt.
Der Hauptgrund für einen schlagenden Schweif sei Unbehagen oder Schmerz beim Pferd, sowohl psychischer als auch physischer Natur, und seine Abwehr gegen äußerliche Reize. Manche würden argumentieren, daß das Schweifschlagen erblich bedingt sei. Doch seien es wohl eher die Anforderungen an das Islandpferd im Bezug auf seine sportliche Silhouette, die sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr verändert hätten.
Die Vorhandaktion ist höher, das Pferd zeigt mehr Aufrichtung und die Kopfhaltung ist inzwischen beinahe senkrecht. Dies führe dazu, so der Tierarzt, daß die Oberlinie des Pferdes, seine Muskeln und das Rückenband sich versteifen. Dadurch erhöhe sich die Vorhandaktion weiter, doch sei sie nicht mehr parallel, die Schweifbewegung werde beeinflusst und damit auffällig. Es sei auch durchaus denkbar daß die Atemwege des Pferdes durch die Kopfhaltung beengt würden. Schaue man sich 30 Jahre alte Videos an, falle der Unterschied auf.
Seiner Ansicht nach müsse man die Töltturniere überprüfen, der negativen Veränderung der Reiterei auf das Pferd Beachtung schenken und den Schwerpunkt in den Töltprüfungen ändern. Langsamer Tölt in solch einer Haltung sei schwer für das Pferd, die zusammengequetschte Haltung rufe ähnliches Schweifschlagen hervor wie bei ausländischen Dressurpferden, welche anatomisch immerhin mehr Ganaschenfreiheit mitbrächten.
Es sei die Aufgabe von Richtern und Sportrichtern, diese Revision in ihre Hände zu nehmen.
Ein schweifschlagendes Pferd sei hässlich, schreibt Ármann Gunnarsson, und noch hässlicher, wenn man wisse, daß sich dieses Pferd nicht wohlfühlt. Es sei hart, einen ausländischen Pferdefachmann sagen zu hören, daß Showreiterei den Tölt, die Edelgangart des Islandpferdes, durch sogenanntes glanzvolles Reiten verderbe.
DT
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