In der vergangenen Woche machte eine Serie von Vorfällen Schlagzeilen, in denen Touristen sich durch Leichtsinn selbst in Gefahr gebracht hatten.
In der Gletscherlagune Jökulsárlón etwa sprangen Touristen und unbeaufsichtigte Kinder auf Eisschollen, am Strand Reynisfjara liefen Touristen so nah ans Wasser, dass sie beinahe von den heftigen Wellen erfasst wurden, am Gullfoss wurden Zäune überstiegen und Leute wanderten über das Eis an den Schluchtrand, jeweils um bessere Fotos schiessen zu können.
Mehrere Touristen hatten in der jüngsten Vergangenheit unter Einsatz von zum Teil großen Rettungseinheiten aus den Bergen gerettet werden müssen, wo sie sich während Schneesturms auf längeren Wanderungen befanden. Am vorvergangenen Sonntag gingen Windschutzscheiben zu Bruch, als Reisende im Öræfasveit versuchten, während eines heftigen Sturms gegen den Ratschlag von Einhemischen Auto zu fahren.
In der Folge der Ereignisse hatte der Leiter der Polizei von Hvolsvöllur in Südisland eine rigorosere Sperrung von Straßen während Unwetters gefordert, um Probleme zu vermeiden und die extreme Belastung für die freiwilligen Helfer der Rettungseinheiten zu mindern.
Ólöf Snæhólm Baldursdóttir, die Pressesprecherin der isländischen Rettungsorganisation Landsbjörg (ICE-SAR), sagte, die Rettungseinheiten versuchten die Touristen aufzuklären und zu warnen, und das könne noch besser erfolgen, leider fehlten finanzielle Mittel.
„Wir hatten das Projekt safetravel.is, wo wir Tourismusservice und Behörden zusammengebracht hatten, um Information an Touristen weiterzugeben. Aber wir müssen die Touristen besser führen und hier mehr Geld investieren,“ erklärte Ólöf. Die rapide steigenden Besucherzahlen hätten Landsbjörg kalt erwischt, berichtet visir.is.
Elías Gíslason, der Chef des Tourismusbüros in Akureyri, glaubt nicht, dass die Behörden die Kontrolle verloren haben. Die Kampagne „Island das ganze Jahr über“ wolle Besucher auf alle Monate und über das ganze Land verteilen und gleichzeitig auch warnen, dass sie jedes Wetter erwarten können und wie sie darauf reagieren sollen. Man könne jedoch möglicherweise nichts tun bei Leuten, die ohnehin auf keinen Rat hören.
„Leider ist es nicht ungewöhnlich, dass Leute Strassensperren umfahren, und es ist auch nicht so, dass die Leute nicht über die Gefahren aufgeklärt sind. Sowohl an Reynisfjara als auch an der Jökulsárlón sind Warnschilder angebracht, aber wie es scheint, lesen die Leute sie nicht, oder beachten sie einfach nicht,“ sagte Elías.
Am Samstag geriet ein weiterer Fall in die Schlagzeilen: am Strand von Djúpalónssandur auf der Halbinsel Snæfellsnes war eine junge Touristin von den Wellen ins Meer gerissen worden, nur die Geistesgegenwart ihres Partners, der daheim in Spanien als Rettungsschwimmer an einem Badestrand arbeitet und der sich ins Meer stürzte um ihr hinterherzuschwimmen, hatte ihr das Leben gerettet.
Der isländische Reiseführer Ægir Þór Þórs¬son, der den beiden Unterschlupf zum Trocknen und Kleiderwechseln gewährte, fand kurz darauf am Strand ein weiteres Touristenpaar, welches beinahe von den Wellen mitgerissen wurde und sich im letzten Moment an Land retten konnte.
Die Islandbesucher seien mit Bedingungen wie in Island einfach nicht vertraut, sagte er. „Im Ausland sind die Strände meist flach und man sieht die Wellen aufragen. Hier hingegen verstecken sie sich und schiessen erst plötzlich am Ufer hoch, wo der Meeresboden höher liegt.“
Djúpalónssandur ist ein beliebtes touristisches Ziel. Ægir kritisiert, dass die Hinweisschilder nur unzureichend über die Gefahren der Wellen aufklären.