Tiny homes in Island - eine neue Idee findet Anklang Skip to content

Tiny homes in Island – eine neue Idee findet Anklang

In der vergangenen Woche trafen sich in Reykjavík zum ersten Mal Interessierte der “Tiny homes”- Bewegung zu einem informellen Austausch. Das Treffen war aus einer Facebookgruppe entstanden, die innerhalb weniger Tage auf mehr als 1000 Personen angewachsen war. Wohnungsbauministerin Eygló Harðardóttir hatte zunächst einen Tagungsraum im Wohlfahrtsministerium bereitgestellt, das Treffen musste wegen der hohen Zahl der Anmeldungen ins Seefahrtsmuseum am Hafen verlegt werden.

Neben einer Ansprache der Ministerin stellten Beiträge von Stadtvertretern und eines Bauexperten vom Umweltministerium die aktuelle Lage sowie Möglichkeiten für quadratmeterreduzierte Kleinbauten dar.

Eygló Harðardóttir sprach gegen die Befüchtung, bei den sogenannten “Tiny homes” könnte es sich um eine Armutsfalle handeln. Vielmehr seien immer mehr Menschen daran interessiert, sich wohnlich bewusst zu verkleinern, nicht nur um Schulden abzubauen sondern auch, weil das persönliche Lebensumfeld keine grosse Wohneinheit mehr erfordert.

Hjálmar Sveinsson vom Umwelt- und Baudezernat der Stadt Reykjavík bekräftigte den Willen der Stadt, offen für bauliche Neuerungen zu sein, um das Leben zu vereinfachen und nachhaltiger zu gestalten. Er ermutigte die Leute, sich zu Bau- und Interessensgemeinschaften zusammenzuschliessen, um Bauvorhaben nachhaltig und kostengünstig durchziehen zu können. Den Ideen seien keine Grenzen gesetzt, ob es nun um Einzelprojekte innerhalb herkömmlicher Bebauung gehe, oder um ganze Viertel, in denen Gleichgesinnte im minimalistischen Stil wohnen.

Der Bauexperte Hafsteinn Pálsson wies darauf hin, dass die Lebensbedürfnisse sich grundsätzlich geändert hätten. “Die Leute wollen heute Geld und Zeit lieber in ihr Leben investieren und nicht in Beton und ein Haus,” sagte er. Bauen müsse auch mit mehr Köpfchen geschehen als bisher, fand er. Nicht nur, um das Land vor einer Überflutung von tiny homes zu bewahren, sondern auch vor Bausünden. “Wir bauen für die nächsten 100 Jahre. Was wir heute bauen, darf nicht nur bis morgen halten”, kritisierte er den Pfusch am Bau, der in der Vergangenheit in zahllosen isländischen Gebäuden zu Schimmelschäden geführt hatte.

Das Bauregelwerk werde derzeit unter anderem dahingehend geändert, dass kleinere Wohneinheiten (bis zu einer Grösse von 20 qm) gesetzlich möglich sind.

Die beiden Vertreter der Reykjavíker Vororte Garðabær und Hafnarfjörður vertraten die Ansicht, dass Wohneinheiten immer noch viel zu gross und an den Bedürfnissen der Menschen vorbei geplant würden. Eigenheimpreise von um die fünf Mio. ISK hingegen seien finanzierbar und stellten vor allem für junge Leute keine Verschuldungsfalle dar.

Áslaug Hulda Jónsdóttir aus Garðabær berichtete von einem Ideenwettbewerb der Stadt, an dessen Ende ein Wohnbereich speziell für junge Leute stehen soll, die sich angesichts der Preisentwicklung derzeit kein Eigenheim leisten können. Einar Birkir Einarsson aus Hafnarfjörður stellte das Hafnarfjörður-Modell vor, eine Non-Profit Idee, nach welcher Baugrundstücke an Investoren vergeben werden sollen, die für Häuser und Wohnungen den niedrigsten Mietpreis anbieten. Bei einem späteren Verkauf des Hauses geht die Wohneinheit dann zurück an die Baugesellschaft und nicht etwa auf den freien Markt, um Immobilienspekulation vorzubeugen. Er beklagte die hohen Grundstückspreise, die es erschwerten, entsprechendes Bauland auszuweisen.

Die Organisatoren der Tagung lieferten schliesslich Argumente aus der Bevölkerung für kleine Häuser statt Mietpaläste. Weniger Geld ausgeben, weniger arbeiten, mehr leben, meinte einer, Nachhaltigkeit von Grund auf, mit Gemüse im eigenen Garten wünschte sich ein anderer, ein Dritter träumte vom Leben auf Rädern und mehr Minimalismus. “Wir leben in einer Volksgemeinschaft ohne Gemeinschaft,” kritisierte ein junger Mann. Für ihn sei die “tiny home” Bewegung ein philosophischer Ansatz, mehr Gemeinschaft in der Bevölkerung aufzubauen.

Hafsteinn Pálsson vom Baudezernat kritisierte, dass Alleinstehende in Wohnungsbau bislang keine Rolle spielten, dabei seien die meisten Wohnungssuchenden Singles, für die weitaus weniger Dienstleistung (wie etwa Schulen und Kindergärten) geplant werden müssten. Einsamkeit sei überdies ein grosses Problem, dem man auch baulich unbedingt begegnen müsse. Er forderte mehr Lebensqualität für Menschen innerhalb der Stadt, bevor dort noch mehr Hotels gebaut würden.

Die Tagung fand grossen Zuspruch und wurde von den Initiatoren als Revolution gefeiert. Derzeit läuft eine Umfrage, die grundsätzliche Bedürfnisse und Wünsche von Interessierten ausloten möchte. Man darf gespannt sein, was sich aus den Tiny homes in Island für die Zukunft entwickelt.

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