Freiwillige Such- und Rettungshelfer kamen in eine lebensbedrohliche Situation, als während eines Rettungseinsatzes am Sonntagabend zwei Lawinen an den Hängen des Bergs Esja bei Reykjavík abgingen. Zwei der Ehrenamtlichen wurden von der zweiten Lawine 80 Meter weit mitgerissen, einer von ihnen verletzte sich dabei am Bein.
Die Helfer wurden wegen eines norwegischen Wanderers gerufen, der zwischen 17 und 18 Uhr die Notrufnummer 112 gewählt hatte und um Hilfe bat, weil er bei sich verschlechternden Wetterbedingungen den Weg von der Esja hinab nicht fand, wie visir.is berichtet.
Mehr als 100 ehrenamtliche Such- und Rettungshelfer von ICE-SAR rückten aus, um den Mann zu suchen. Bald stellte sich heraus, dass er sich im innersten Teil des Tales Blikadalur befand. Die Freiwilligen machten sich mit Motorschlitten auf den Weg dorthin.
Zwei von ihnen waren Guðmundur Óli Gunnarsson und Gísli Símonarson. Sie fuhren mit den Motorschlitten einen steilen Hang hinauf, mussten die Fahrzeuge aber etwa 500 Meter entfernt des Norwegers stehenlassen und zu Fuß weitergehen. Kurz darauf ging eine Lawine ab, die sie zehn bis 15 Meter mitriss, aber unverletzt ließ.
„Wir mussten uns die Frage stellen, ob wir weitermachen oder uns lieber aus der Gefahrensituation zurückziehen sollten. Es waren nur noch 200 Meter bis dorthin, wo wir den Mann vermuteten“, erzählte Guðmundur. Aus diesem Grund entschieden sie, weiterzugehen. „Er fror und sagte, er sei in seinem ganzen Leben noch nie so glücklich gewesen wie in dem Moment, in dem er uns dort erblickte.“
Guðmundur und Gísli brachten den Mann zu ihren Kollegen und gingen dann zurück, um ihre Motorschlitten zu holen. Da ging eine zweite, weitaus größere Lawine ab. „Plötzlich begann alles, sich zu bewegen, der ganze Schnee um uns herum stob auf und wir rollten mit ihm 50 bis 80 Meter bergab“, erinnert sich Guðmundur.
Er erklärte, die beiden Helfer seien glücklich, relativ unverletzt entkommen zu sein, obwohl er sich am Fuß verletzte. Er beschrieb die Erfahrung, in einer Lawine zu stecken, als schrecklich und gibt zu, sogar Todesangst gehabt zu haben.
„Selbstverständlich haben wir ernsthaft in Betracht gezogen, unsere Mannschaft zurückzuziehen, aber wir wussten, dass wir sehr nahe bei dem Mann waren, der sich verlaufen hatte, und dass sein Zustand instabil war. Also beschlossen wir, gemeinsam weiterzumachen und den Mann zu retten“, meinte Jónas Guðmundsson von ICE-SAR, der die Rettungsaktion leitete, gegenüber visir.is. Er sagte auch, hätte die Aktion ein paar Stunden länger gedauert, wäare für den Vermissten jede Hilfe zu spät gekommen.
„Wir, die wir hier in der Nähe wohnen, tendieren dazu, Esja zu unterschätzen. Sie ist ein richtiger Berg. Wir überwinden [beim Klettern] einen Höhenunterschied von fast 1.000 Metern“, erklärte Jónas.
Gísli wies darauf hin, wie wichtig es sei, dass sich Leute, bevor sie sich aufmachten, über die Wetterverhältnisse informierten und darauf achteten, die richtige Ausrüstung dabeizuhaben. „Es könnte sein, dass die Sonne scheint und das Wetter gut ist, aber während einer zwei- oder dreistündigen Wanderung kann sich das Wetter sehr schnell ändern.“
Zehn Mal wurden ICE-SAR-Helfer im vergangenen Jahr gerufen, um Wanderer von der Esja zu retten, und dies oft unter schwierigsten Bedingungen.