Die isländische Umweltbehörde UST untersucht gegenwärtig den Fall eines Gewächshauses, das letzte Woche bei einem Sturm zerstört worden war. Im Auftrag von ORF Genetics (ORF Líftækni) hatte die Baumschule Barri in Egilsstaðir dort genetisch modifizierte Gerste angebaut.
Themenfoto: Páll Stefánsson.
Die 2001 gegründete Firma ORF Genetics produziert Proteine, wobei die Gerste als Trägermaterial dient. Die 130 verschiedenen Proteine, von denen 38 ins Ausland verkauft werden, finden in Medizin und Kosmetik Anwendung. Die Tochterfirma Sif Cosmetics produziert ein Serum, das auf die Haut aufgebracht gegen Falten wirken soll.
Seit 2003 experimentiert ORF Genetics mit Gerste auch im Freien. 2009 hat das Unternehmen die Genehmigung zur Freilandkultivierung in Gunnarsholt in der südisländischen Gemeinde Rangárþing ytra erhalten.
Bedenken hatten zwei Mitglieder des Beratungsgremiums, das das Umweltministerium eingerichtet hatte. Gunnar Á. Gunnarsson argumentierte, die Bestimmungen betreffs genmanipulierten Organismen in Island seien veraltet und es gäbe keine Risikoabschätzung.
Bei einer öffentlichen Versammlung im Juni 2009 wurde eine Petition übergeben, mit der etwa eintausend Personen die Umweltbehörde vergebens aufforderten, die Genehmigung zu verweigern.
Im August 2009 wurde die genmanipulierte Gerste in Gunnarsholt durch eine Gruppe von Umweltaktivisten zerstört. In einer anonymen Email nannte sie sich Illgresi („Unkraut“) und bezichtigte die Genehmigungsgremien der Korruption.
Der Geschäftsführer von ORF Genetics, Björn Lárus Örvar, beklagte den Millionenschaden und wies die Vorwürfe zurück: „Wir haben eine sehr gute und professionelle Bewertung durch die Isländische Umweltbehörde und das Naturkundliche Institut erhalten.“
ORF Genetics konnte trotz dieses Rückschlags 2010 die Anzahl seiner Beschäftigten gegenüber der Zeit vor dem Bankenzusammenbruch im Herbst 2008 verdoppeln.
Björn Lárus berichtete Fréttablaðið: „Wir können bald nach isländischem Standard ein großes Unternehmen werden.“ Man verhandele mit indischen Investoren über große Projekte.
Abgesehen von Gunnnarsholt findet der Anbau der genmodifizierten Gerste in Gewächshäusern an mehreren Standorten in Island statt.
Das Gewächshaus in Egilsstaðir war für Windgeschwindigkeiten bis zu 42 Metern pro Sekunde ausgelegt. Der Sturm, der am vergangenen Dienstag über Ostisland fegte, erreichte jedoch 47 Meter pro Sekunde.
ORF Genetics und der Geschäftsführer der Baumschule Skúli Björnsson betonten, die Gerste würde im Freien nicht überleben. Die Umweltbehörde untersucht den Fall.
„Natürlich kann das passieren. Hauptsache, wir reagieren schnell und reparieren den Schaden, was auch geschehen ist“, erklärte die Abteilungsleiterin der Umweltbehörde, Sigrún Ágústsdóttir.
Mehrere Vereinigungen in Island, darunter der nichtstaatliche Umweltverband, die Verbraucherorganisation und die Behörde für Biozertifikate Tún, haben gefordert, Barris Lizenz zum Anbau genmanipulierter Gerste zu widerrufen.
Die Biologieprofessorin Kesara Jónsson von der Universität Island erklärte gegenüber ruv.is, es sei Glück, dass das Gewächshaus im Winter zerstört worden sei, anderenfalls hätten sich die Samen verbreiten können. Sie kritisierte, dass modifizierte Gerste in Gewächshausern angebaut werde, die den isländischen Wetterverhältnissen nicht standhielten.
Skúli versprach, Barri werde Maßnahmen treffen, um das Verstreuen der Saat zu verhindern. Das Gewächshaus werde verstärkt, damit es Stürmen mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu 55 Metern pro Sekunde standhalten könne.
bv