Gestern ging der erfolgreiche Ehrengastauftritt von Sagenhaftes Island auf der Frankfurter Buchmesse mit der Übergabe der Gastrolle an Neuseeland zu Ende.
Publikum und Presse waren einhellig begeistert vom Island-Pavillon, von dem die Frankfurter Rundschau schwärmte, es sei der schönste „seit Menschengedenken“.
Von links nach rechts: Kristín Steinsdóttir, Vorsitzende des Isländischen Schriftstellerverbandes, Simone Bühler (Frankfurter Buchmesse), Kristján B. Jónasson, Vorsitzender des Isländischen Verlegerverbandes. Foto: bv.
Wir dokumentieren im Folgenden die Rede, die Kristín Steinsdóttir, die Vorsitzende des 396 Mitglieder zählenden Isländischen Schriftstellerverbandes, auf der Abschluss-Pressekonferenz von „Sagenhaftes Island“ auf Deutsch gehalten hat.
„Liebe Zuhörer! In diesem Jahr geschah es. Ein grosses Fenster wurde aufgemacht und durch das Fenster sind isländische Werke rausgeflogen. Dank der Frankfurter Buchmesse und der Tatsache, dass Island in diesem Jahr Ehrengast sein darf.
Viele Geschichten haben seit eh und je davon erzählt, dass sich auf einer Vulkaninsel am Ende der Welt eigenartige Leute befinden, die sich mehr um Literatur kümmern als sich mit tagtäglichen Nahrungsmitteln zu versorgen!
Als viele Emigranten im 19. Jahrhundert aus Europa nach Kanada und in die USA zogen, waren die Isländer dabei und haben lauter Bücherkisten mitgenommen, weiter nichts. Werkzeug mussten sie dann unter anderem von den deutschen Nachbarn geliehen bekommen. An Büchern war aber kein Mangel.
Auf der Rückseite der vier Lesezeichen, die Island bilden, findet man die Namen der 396 Mitglieder des Isländischen Schriftstellerverbandes. Foto: bv.
Auf der ganzen Welt gibt es längst keine halbe Million, die Isländisch spricht. Die Sprachgemeinschaft ist klein und die Zahl der Leser gering. In dieser Sprachgemeinschaft zu leben, hat zwar für viele Schriftsteller Vorteile, aber auch diverse Nachteile.
Es ist nicht besonders schwierig, seine Werke zu publizieren oder einen Durchbruch zu schaffen. Doch die Lesergemeinde ist im Vergleich zu Ländern mit Millionenbevölkerung immer sehr begrenzt. Die Schriftsteller wünschen, dass mehr Menschen ihre Bücher lesen können. Dass die Bücher über die Sprachgrenzen hinausgehen.
Wenn es dann geschieht, wenn ein Fenster aufgeht wie jetzt und sie aufgefordert werden mitzutanzen, wird einem leicht schwindelig und die Knie fangen an zu zittern! Kein Wunder! Der deutsche Buchmarkt ist von einer sehr grossen Bedeutung – eine Art Flug in die Freiheit. Wir freuen uns!
All dies geschieht aber nicht nur so! Nein, es geschieht durch jahrelange Vorbereitung von Leuten, die sich mit dem isländischen Einsatz auf der Buchmesse befasst haben, Leuten, die ein Ziel hatten und eben das Unmögliche möglich gemacht haben.
Wie auf einem guten Trawler hatte jeder seinen Platz und jeder stand an Deck, solange er gebraucht wurde. Man hat ununterbrochen gearbeitet und dann erst nachher geschlafen – wenn überhaupt!
Im Namen meiner Kollegen und des Isländischen Schriftstellerverbandes möchte ich besonders dem Kapitän Halldór Gudmundsson und der Mannschaft von Sagenhaftes Island danken …“
Krístin Steinsdóttirs Danksagung galt auch den Übersetzern, Verlegern, dem Isländischen Literaturfond und staatlichen Stellen sowie den Sponsoren. Die Schriftstellerin schloss ihre Rede mit den Worten:
„Zum Schluss: Möge das Fenster in die grosse Welt auf sein – möge man unsere Werke lesen und geniessen können in den kommenden Jahren.“
bv