In den zurückliegenden Monaten wurde Wohnsitzlosen mehrfach der Zugang zur Wohnsitzlosenunterkunft in der Lindargata in Reykjavík verweigert. Die Nachfrage nach einer Unterbringung in der Unterkunft für Wohnsitzlose in Lindargata (Gistiskýlið) war noch nie höher als zurzeit, so RÚV.
Vorgestern brauchten 35 Männer eine Unterbringung, sechs von ihnen wurden abgewiesen, weil die Einrichtung nur Platz für 29 Männer bietet. Es gibt Betten für 25 Männer, aber wenn der Bedarf sehr hoch ist, können vier Matratzen hinzugefügt werden.
In den letzten Monaten waren immer alle Plätze belegt, und Männer ohne Wohnsitz mussten häufig abgewiesen werden. Sveinn Allan Morthens, der Leiter der Unterkunft, findet, über neue Lösungen müsse nachgedacht werden.
Teil des Problems, sagt er, sei, dass einige Männer begonnen hätten, die Unterkunft als ihr Zuhause zu betrachten. Er sagte gegenüber RÚV, wenn es einmal anfinge, dass Männer die Unterkunft als ihren Wohnsitz, nur sehr wenig Raum für Neuzugänge bliebe. „Zu allererst handelt es sich aber um eine Notunterkunft. Es ist kein Zuhause“, erklärte er.
Leute, die ihren letzten festen Wohnsitz in Reykjavík hatten, haben Vorrang bei der Belegung. Bürger anderer Gemeinden wie Kópavogur und Garðabær werden abgewiesen, wenn die Unterkunft voll belegt ist.
30 bis 50 Prozent der Nutzer der Einrichtung seien Ausländer, die meisten von ihnen aus Polen, die ihre letzte feste Unterkunft in der Hauptstadt hatten.
Sveinn sagte, es handele sich dabei um Männer, die nach Island gekommen seien, um hier zu arbeiten. Durch die Finanzkrise verloren sie ihre Arbeit und Wohnungen und begannen zu trinken. Sie hätten keinen Ort, wo sie wohnen könnten, und es sei schwierig für sie, eine Therapie zu bekommen, denn Therapieplätze, an denen Polnisch gesprochen wird, gebe es nicht. Diese Männer hätten oftmals nicht einmal sehr gute Englischkenntnisse.
In einem Interview von RÚV zeigte sich, dass Ilmur Kristjánsdóttir, Chefin des Sozialamts von Reykjavík, der gleichen Ansicht wie Sveinn ist. Sie fand, die von der Stadt angebotenen Dienstleistungen seien gut, doch es fehle an Präventiv- und Nachsorge-Maßnahmen. Sie äußerte ihre Hoffnung, dass es einer vor einem Jahr zusammengestellten Arbeitsgruppe gelingen wird, die Bedingungen für Wohnsitzlose in Reykjavík zu verbessern.