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Neues Besteuerungssystem in Island

Die Steuern in Island sollen mit Beginn des kommenden Jahres angehoben werden, liess die Regierung gestern verlauten. In drei Schritten soll eine Einkommenssteuer eingeführt werden. Bürger, die mehr als 650.000 ISK (5.200 USD, 3.500 EUR) pro Monat verdienen, sollen 46,1 Prozent Einkommenssteuer auf ihren Lohn zahlen.

Sitz der Regierung. Foto: Páll Stefánsson.

„Obwohl die Steuerlast erheblich steigen wird, glauben wir dass wir ein gerechteres Besteuerungssystem einführen, welches die Lasten gleichmässiger, gerechter und fairer verteilt als das gegenwärtige Besteuerungssystem,“ sagte Premierministerin Jóhanna Sigurdardóttir in einer Pressekonferenz.

Die Steuerlast auf Einkommen von weniger als 200.000 ISK (1.600 USD, 1.100 EUR) soll bei 37,2 Prozent bleiben, wohingegen die, die 200.000-650.000 ISK im Monat verdienen, 40,1 Prozent Steuer auf ihr Einkommen zahlen sollen, berichtete RÚV.

Zusätzlich soll der Steuerfreibetrag von 113.000 ISK (907 USD, 610 EUR) pro Monat auf 119.000 (955 USD, 642 EUR) pro Monat ansteigen.

Das bedeutet, dass eine Person, die 180.000 ISK (1.400 USD, 971 EUR) im Monat verdient, 2000 ISK (16 USD, 11 EUR) weniger Steuern zahlt als im gegenwärtigen System, statt bisher 22.077 ISK nun 20.077 ISK.

Ein Ehepaar welches 350.000 ISK (2.800 USD, 1.900 EUR) im Monat verdient, wird zusammen 4.701 ISK (38 USD, 25 EUR) mehr an Steuern zahlen, statt bisher 175.990 ISK nun 180.691 ISK.

Ein Ehepaar welches 700.000 ISK (5.600 USD, 3.800 EUR) pro Monat verdient, wird zusammen 31.001 ISK (249 USD, 167 EUR) mehr Steuern zahlen, ein Anstieg von 436.390 ISK auf 467.391 ISK.

Weitere Steuer sollen angehoben werden. Die Regierung plant, den Steueranteil auf den Liter Benzin und Diesel im nächsten Jahr um 5 ISK (0.04 USD, 0.03 EUR) anzuheben.

Auch das Mehrwertsteuersystem wird Änderungen erfahren. Die Mehrwertsteuer wird von 24.5 Prozent auf 25 Prozent steigen.

Auf Süsswaren, Gebäck, Kuchen und bestimmte Getränke soll eine neue Steuer von 14 Prozent statt bisher sieben Prozent erhoben werden. Normale Lebensmittel bleiben weiterhin mit sieben Prozent besteuert.

Margrét Kristmannsdóttir, Vorstandmitglied der Vereinigung Handel und Dienstleistung, ist mit dem neuen Mehrwertsteuersystem unzufrieden.

„Wir sind gegen diese Form der Konsumkontrolle. Wir möchten nicht dass irgendwelche Personen entscheiden, ob wir Äpfel oder Kekse essen. Wir möchten dass alle Lebensmittel gleich besteuert werden,“ sagte Kristmannsdóttir.

Ein neuer Tarif für den CO2-Ausstoss soll eine jährliche Summe von 2.5 Mrd. ISK (20 Mio. USD, 13 Mio. EUR) erbringen. Neue Energien, natürliche Resourcen und Umweltsteuern sollen 1.9 Mrd. ISK (15 Mio. USD, 10 Mio. EUR in den Staatshaushalt spülen.

Der Schwerindustriesektor wird mit einer Gesamtsumme von 1.6 Mrd. ISK (13 Mio. USD, 9 Mio. EUR) in diesem Jahr dazu beitragen.

Die Lohnsteuer wird um 1,6 Prozent steigen, Kapitalsteuern um drei Prozent und eine besondere Vermögenssteuer von 1,25 Prozent soll für Ehepaare anfallen, die über ein Vermögen von etwa 120 Mio. ISK (963.000 USD, 648.00 EUR) verfügen, sowie auf Einzelpersonen mit einem Vermögen von 90 Mio. ISK (722.000 USD, 486.000 EUR).

Diese neue Vermögenssteuer soll 3 Mrd. ISK (24 Mio. USD, 16 Mio. EUR) für den Staatsschatz erbringen.

Insgesamt sollen die neuen Steuern 50 Mrd. ISK (401 Mio. USD, 270 Mio. EUR) mehr an Einnahmen schaffen als es derzeit der Fall ist.

Der Vorsitzende der Progressiven Partei, Sigmundur Davíd Gunnlaugsson meint, dass dieser Anstieg sehr optimistisch sei, weil gleichzeitig Haushalte und Unternehmen zum schlechtesten Zeitpunkt direkt und indirekt belastet werden.

Indirekt, weil höhere Produktpreise Hypotheken steigen lassen, erklärte Gunnlaugsson. Die Massnahmen würden Massenemigration fördern, ausländische Investoren und auch Touristen abschrecken.

Diese Opfer würden erbracht werden um einen Betrag zusammenzubekommen, der nur ausreichen wird für die Tilgung der Zinsen der Kredite, die aufgenommen wurden, um die Icesavegelder zurückzubezahlen, damit die Europäische Union zufrieden gestellt werden kann, meint Gunlaugsson.

Der Vorsitzende der Unabhängigkeitspartei Bjarni Benediktsson signalisierte Zustimmung: „Wir haben eine andere Lösung vorgeschlagen. Ich kann daher nicht nachvollziehen, warum die Regierung diesen Weg gewählt hat, wo es doch andere Möglichkeiten gibt, auf die wir aufmerksam gemacht haben.“

Eine dieser Alternativen ist eine temporäre Kapitalsteuer auf Pensionsfonds.

Übersetzung: Dagmar Trodler.

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