Nicht weniger als 13 Milliarden ISK (112 Mio. EUR) sind notwendig, um einen ausreichenden Heisswasserdampf für das Geothermalkraftwerk Hellisheiði zu sichern berichtete RÚV in der vergangenen Woche.
Bjarni Bjarnason, der Geschäftsführer von Reykjavík Energy, gab RÚV gegenüber zu, dass Pläne gescheitert seien und die nötige Vorsicht unterlassen worden sei. Im Jahr 2013 hatte man damit gerechnet, dass die Energieausbeute um etwa sieben Megawatt pro Jahr sinken würde. Stattdessen war sie jährlich um 20 Megawatt gesunken, fast dreimal soviel wie erwartet.
Nachdem das 300 Megawatt-Kraftwerk im September 2011 in Betrieb gegangen war, kam ans Tageslicht, dass die damals genutzte Produktionsfläche für einen Vollbetrieb nicht ausreichen würde. Im Jahr 2013 wurde daher die Entscheidung getroffen, das Geothermalgebiet Hverahlíð dem Kraftwerk Hellisheiði anzuschliessen, um mehr Dampf auszubeuten und in die Stromproduktion zu pumpen. Die Bauarbeiten in dem vulkanischen Bergland vor den Toren von Reykjavík waren Anfang 2016 beendet worden, und mit der geschaffenen Verbindung zu dem neuen Quellengebiet konnten alte Dampfquellen in der Nähe des Kraftwerkes entlastet werden, um sich zu erholen.
Fïur die kommenden zehn Jahre sind 15 weitere Bohrlöcher geplant, um die Produktionskapazität des Hellisheiði-Kraftwerks abzusichern. In 2013 wurde es als problematisch betrachtet, dass die Energieausbeute um sieben Megawatt sinken würde, doch die Realität sieht noch viel düster aus.
Die Probleme des Geothermalkraftwerkes Hellisheiði sind in den vergangenen Jahren oft mit der rücksichtslosen Ausbeutung der Resourcen in Verbindung gebracht worden. Auf die Frage, ob zusätzliche Bohrlöcher die Probleme nicht ausweiten würden, sagte Bjarni, dass das Kraftwerk selbst in einem Rutsch gebaut worden sei. Für die zusätzlichen Bohrlöcher wolle man nun langsamer vorgehen und nur ein und ein halbes Loch pro Jahr bohren.
Der starke Dampfdruckabfall sei ein Schock für die gesamte Energiebranche. “Ja, wir können sagen, dass man möglicherweise nicht die nötige Vorsicht hat walten lassen, aber in Bezug auf die Geothermie generell gesehen glaube ich, dass das Wissen und die Erfahrung der Isländer in internationalem Kontext anerkannt sind und als exemplarisch betrachtet werden.”
Stefán Arnórson, Professor Emeritus für Geologie der Universität Islands, kritisierte RÚV gegenüber, beim Aufbau des Kraftwerks seinerzeit sei viel zu stürmisch vorgegangen worden.
Das Kraftwerk habe in den ursprünglichen Plänen sogar 800 Megawatt umfassen sollen. Besser sei es gewesen, ganz klein anzufangen und zu schauen, wie sich das Geothermiegebiet unter der Ausbeutung entwickle. Dann könne man Bohrungen langsam ausweiten.
“Wir müssen auf den Daten aus der Natur aufbauen, um sie zu verstehen,” sagte Stefán und weist darauf hin, dass in den USA und auf den Philippinen Geothermiegebiete durch Übernutzung zerstört worden seien.
“Geothermie ist keine erneuerbare Energie,” erklärte der Geologe. “Ich habe lange darauf hingewiesen und tue dies nun erneut, dass man weltweit für die Stromerzeugung aus einem Geothermiegebiet etwa zehnmal mehr Energie entnimmt wie in den Gebiet natürlich vorhanden ist. Für ein 65 Megawatt-Kraftwerk, welches über 100 Jahre betrieben wird, muss sich das Gebiet hier über 1000 Jahre erholen.”