Das kunterbunte Haus Frakkastigur 16 durchläuft derzeit eine geradezu wundersame Metamorphose im ansonsten immer gleichförmiger werdenden Reykjavík. In dem Haus, welches über Jahrzehnte das Musikaliengeschäft Rín beherbergt hatte und in den vergangenen 15 Jahren leer vor sich hin gekümmert war, ist jüngst eine alternative Bäckerei eröffnet worden. Im Obergeschoss soll in naher Zukunft nach Abschluss der Bauarbeiten ein Yogazentrum entstehen, berichtet RÚV.
“Wir möchten unser Brot so biologisch wie möglich anbieten, auf jeden Fall rein isländische Rohstoffe verwenden und ehrliche und schöne Waren anbieten,” sagt Bäcker Águst Einþórsson, der von Haus aus Konditor ist und jahrelang in Dänemark gelebt und gearbeitet hat. Schwerpunkt seines Backhauses Brauð&Co sollen Sauerteigbrote und Teilchen aus gesunden isländischen Zutaten sein.
An seiner Seite backt Sigurður Guðmundsson, der Sänger der Reggaegrupppe Hjálmar, der vor fünf Jahren seine Liebe zum Brotbacken entdeckt hat. “Ich hab meine erste Gitarre in diesem Haus gekauft, es ist schön, wieder zurückzukommen.” sagt der backende Sänger. “Backen ist ein schönes Handwerk.” findet er.
Und warum Sauerteig? “Wir wollen zum Anfang zurück, als es noch keine Hefe gab und kein feines Mehl. Heute geht es doch nur noch um Tempo und Geld,” sagt Águst, ein ziemlich entspannter Typ, der mit seinen Broten auch gerne eine Diskussion um vernünftige Ernährung anstossen möchte.
Helena Stefánsdóttir, eine der Miteigentümerinnen des Hauses Frakkastigur 16, plaudert RÚV gegenüber ein bisschen aus dem Nähkästchen. Das Haus sei im Grunde genommen eine Ruine gewesen, als sie es 2011 erwarben. “Vier Wände, ein kaputtes Dach und kein Boden,” sagt sie. Schritt für Schritt, so wie das Geld es erlaubt, werde das Haus renoviert, und wenn alles klappt, soll im Obergeschoss ein Yogazentrum entstehen. Für das Erdgeschoss hatten sich mehrere Mieter beworben, doch entschied man sich bewusst für die Sauerteigbäckerei. “Wir wollten was authentisches, isländisches, wir wollten etwas für die Anwohner schaffen, nicht nur einen weiteren Souvenirshop,” sagt Helena.
Das ist mit der Bäckerei in dem bunten Haus, das zunächst auch nicht angestrichen werden soll, durchaus gelungen.
Auch wenn der Filmbeitrag in isländischer Sprache ist, lohnt es sich, ihn anzuschauen und die Bäcker vom Frakkastigur live zu treffen.