Derzeit wird in Island das Alkoholgesetz zum zweiten Mal im Parlament diskutiert. Es geht dabei um die Frage, ob zukünftig Bier und Wein in normalen Lebensmittelgeschäften verkauft werden dürfen. In Island hat der dem Finanzministerium unterstellte ATVR ein staatliches Monopol auf den Verkauf von alkoholhaltigen Getränken und Tabakwaren, die Getränke werden auschliesslich in den 48 Filialen des ATVR (Vínbúð) verkauft und sind mit einer hohen Steuer belegt.
Nach anderen Experten hat sich nun auch Margrét María Sigurðardóttir, die isländische Kinderbeauftragte, mit Kritik zum Gesetzentwurf zu Wort gemeldet, berichtet RÚV.
In einem an den Kultusausschuss adressierten Brief verweist sie auf zahlreiche Untersuchungen, in denen sich gezeigt habe, dass ein verbesserter Zugang zu Alkohol auch den Konsum in der Gesellschaft steigere, welcher negative Folgen für Kinder, ihre Familien und die Gesellschaft insgesamt nach sich ziehe. Sie forderte die Parlamentarier auf, bei ihrer Entscheidung die Interessen der Kinder im Auge zu haben.
Der Gesetzentwurf von Vilhjálm Arnason von der Unabhängigkeitspartei ist sehr umstritten. In einer neusten Umfrage des Fréttablað vom 1. Februar hatten sich 62 Prozent der Befragten gegen den Verkauf von Bier und Wein in Lebensmittelgeschäften ausgesprochen, 38 Prozent waren dafür. Im März 2014 waren 55 Prozent dagegen gewesen und 45 Prozent für den offenen Verkauf von alkoholischen Getränken.
Bei den befragten Frauen sprachen sich 70 Prozent gegen den Verkauf aus, bei den Männern etwa die Hälfte. 75 Prozent der befragten Gegner des Gesetzentwurfs sind im Alter von fünfzig Jahren und älter.
Þórarinn Tyrfingsson, Chefarzt in der Entzugsklinik Vogur, überrascht gerade letzerer Fakt nicht. “Besonders mit dem Alter wird einem das Problem, welches Alkohol verursacht, erst richtig klar. Darum wollen die Leute nichts tun, um die Gefahr zu erhöhen, dass junge Menschen in den Alkoholmissbrauch fallen oder alkoholkrank werden,” sagte der Arzt Visir.is gegenüber.