Isländische Grundschullehrer verlangen ein besseres Gehalt und verbesserte Arbeitsbedingungen. Diese Forderungen stellten sie gestern bei einer Versammlung im Reykjavíker Rathaus, berichtet RÚV. Dort überreichten sie eine Liste mit 3000 Unterschriften. Dahinter stehen 60 Prozent der isländischen Grundschullehrer, die ihre Unzufriedenheit gegenüber dem Reykjavíker Bürgermeister Dagur B. Eggertsson ausdrückten und die Behörden aufforderten, auf die ernste Lage im isländischen Schulsystem zu reagieren.
Gestern hatten auch Tarifverhandlungen zwischen der isländischen Lehrergewerkschaft und dem Gemeindetag stattgefunden, in den kommenden Tagen wird mit einem neuen Tarifvertrag für die Lehrer gerechnet. In der jüngsten Vergangenheit waren zwei Tarifvorschläge von den Lehrern per Abstimmung abgelehnt worden.
“Die Lehrer wollen vor allem eine bessere Bezahlung,” sagte Ágúst Tómasson, einer der protestierenden Lehrer. “Die niedrige Bezahlung der Lehrer ist in einem Schulsystem geendet, welches nicht länger Lehrer zur Verfügung stellen kann. Die Zahl der Lehrer im System, die einen Hochschulabschluss haben, sinkt zusehends, und die Zahl der Lehrkräfte ohne Abschluss steigt.”
Die Lehrer beklagen, dass die veränderten Arbeitsbedingungen Leute dazu bringen, ihren Lehrberuf zugunsten anderer Arbeitsverhältnisse aufzugeben. Auch der Nachwuchs fehlt. Im ersten Studienjahr für Lehramt ist nur im Vergleich von vor zehn Jahren ein Drittel der Studenten eingeschrieben, berichtet Vísir. Im Jahr 2006 betrug die Zahl 244 Studenten, in diesem Jahr sind es nur noch 79. Im Jahr 2011 waren die Anforderungen für einen Studienabschluss im Lehramt angehoben und die Ausbildungszeit um zwei Jahre verlängert worden.
“Das Durchschnittsalter der Lehrer liegt, wie ich höre, um die 48 Jahre,” sagt Ágúst. Was bedeutet, “dass viele in den Sechzigern sind und nur wenige eingestellt werden.” Auf der einen Seite stehen weniger als 100 Studenten im ersten Jahr, auf der anderen Seite müsse man sich auf 300 Pensionierungen vorbereiten.
“Das Grundschulsystem steht vor einem Kollaps,” klagt er.