Der Lavastrom aus der Eruptionsspalte Holuhraun hat an seinem Nordende die Jökulsá á Fjöllum erreicht, berichtet ruv.is.
Die Fließgeschwindigkeit, die gestern noch auf 40 bis 50 Meter pro Stunde geschätzt worden war, hat sich am Flußufer verdoppelt, und weiße Dampfwolken steigen dort in den Himmel, wo die Lava ins Wasser läuft. Je weiter die Lava in den Fluß gerät, desto wahrscheinlicher ist es, daß die Jökulsá ihren Verlauf nach Osten hin ändert. Auch kleinere Gasexplosionen und in der Folge die Entstehung von Pseudokratern sind nach Ansicht des vor Ort stationierten Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson möglich.
Gestern hatte die Umweltagentur Schadstoffmessgeräte nach Ostisland geschickt, nachdem auf Satellitenbildern ein blauer Dunst über dem Ostteil der Insel zu sehen gewesen war und Bewohner über Unwohlsein geklagt hatten, berichtet ruv.is. Dem Satellitenbild zufolge stammte der Dunst aus dem Vulkanausbruch in der Holuhraun. Schadstoffmessgeräte vor Ort hatten sich als nicht genau genug erwiesen. Ergebnisse der neuen Messungen liegen noch nicht vor.
Im Krater der Bárðarbunga hat sich am frühen Morgen ein Beben der Stärke 5,7 ereignet, heisst es auf der Erdbebenüberwachungsseite des Wetterdienstes. Dort ist auch eine Karte zu finden, die die Kraterabsenkung der Bárðarbunga zeigt.
Der Geophysiker Magnús Tumi Guðmundsson hatte gestern die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs im Gletschervulkan nicht ausgeschlossen. Magma suche sich stets die schwächste Stelle, um an die Erdoberfläche zu gelangen, und eine Kraterabsenkung, wie sie gestern gemessen worden war, sei nur eine Möglichkeit dafür. “Wir können jedoch den Ausbruch in der Holuhraun als gewisses Ventil im System sehen. Während dieses Ventil geöffnet ist, könnte die Wahrscheinlichkeit sinken, daß es in der Caldera der Bárðarbunga zu einem Ausbruch kommt. “ erklärte der Geophysiker. “Aber wir müssen es so betrachten, daß eine dramatische Entwicklung wahrscheinlicher wird, wenn ein derartiger Prozeß einmal ins Rollen gerät.”
Die Magmamenge unter der Bárðarbunga sei um ein Vielfaches höher als die des Eyjafjallajökull vor dessen Ausbruch, sagte der Wissenschaftler ruv.is gegenüber.
Hier sehen Sie ein weiteres Luftvideo der Ausbruchsstelle.