Im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg wurde gestern dem isländischen Autor Andri Snaer Magnason der Kairos-Preis der Alfred-Töpfer-Stiftung verliehen.
Mit Andri Snaer Magnason (links) freuen sich Pétur Hallgrimsson und
Emiliana Torrini.
Der vielseitige Künstler und Schriftsteller ist in Deutschland bisher weitgehend unbekannt. Andri Snaer Magnason schrieb Gedichte, ein Kinderbuch (Die Geschichte des blauen Planeten), den Roman LoveStar, sammelte vergessene Lieder und regte die Verdunkelung Reykjavíks an, um den Sternenhimmel erlebbar zu machen.
Wichtigstes Werk des 36-jährigen Autors ist das 2006 erschienene Sachbuch Draumalandid (Traumland) und die gleichnamige Filmdokumentation. Schon vor der isländischen Krise hat der Autor davor gewarnt, die einzigartige isländische Natur dem Energiewahn und Konsumrausch zu opfern.
Am Beispiel des gigantischen Kárahnjúkar-Staudamm-Projektes – gebaut um den Strombedarf einer einzigen Aluminiumschmelze zu befriedigen – stellt Magnason einfache, aber unbequeme Fragen und rechnet vor, wie scheinbar profitable Rechnungen weder für Mensch noch Umwelt aufgehen.
„Andri Snaer Magnason hat das kontemplative Verhältnis, in dem Dichter seit Jahrhunderten zur Natur stehen, umgedreht und aus dem Besingen und Verinnerlichen der Natur eine aktive, kämpferische Haltung gewonnen,“ heisst es in der Begründung des Kairos-Preiskuratoriums.
Halldór Gudmundsson, Laxness-Biograph und verantwortlich für Islands Literaturpräsentation „Sagenhaftes Island, stellte Magnason dem zahlreich erschienenen Hamburger Publikum vor und Prof. Christoph Stölzl, der Vorsitzende des Stiftungskuratoriums, hielt die Laudatio.
Für den festlichen Rahmen der Preisverleihung sorgte die isländische Sängerin Emiliana Torrini zusammen mit dem Gitarristen Pétur Hallgrímsson und drei Musikern aus dem Umkreis der international erfolgreichen Band Sigur Rós.
Ausschnitte aus dem Film Draumalandid und der 3Sat-Dokumentation über Andri Snaer Magnason ergänzten das Programm.
Einen Tag vor der Preisverleihung (Kairos ist der griechische Gott des rechten Augenblicks) wurde Draumalandid mit dem Isländischen Filmpreis ausgezeichnet und es erschien die deutsche Übersetzung des Romans LoveStar, den die Besucher nach der Veranstaltung druckfrisch erwerben konnten.
Auch Magnasons Buch Draumalandid, das bisher nur in der englischen Version Dreamland vorliegt, wird dieses Jahr im Freiburger Verlag orange-press erscheinen.
Bernhild Vögel