Alle Firmenleiter der an der isländischen Börse verzeichneten Unternehmen sind Männer. In den vergangenen sieben Jahren sind 14 Männer zu Direktoren eines Unternehmens berufen worden, jedoch keine einzige Frau. Der Vorsitzende des Wirtschaftsrates bezeichnete den Zustand als traurig, berichtet RÚV.
Die starke Position Islands in Sachen Gleichberechtigung sei nicht dem Wirtschaftsleben zu verdanken.
Im Parlament hatte es mit den letzten Wahlen einen deutlichen Männerruck gegeben. Nun liegt der Anteil weiblicher Abgeordneter wieder so niedrig wie im Jahr 2007, nämlich bei 35 Prozent. In sechs von acht dauerhaften Ausschüssen stellen Männer die Mehrheit. Doch das Parlament steht im Vergleich zum Grossteil isländischer Unternehmen noch gut da.
Bei der isländischen Börse sind 18 Unternehmen vertreten, in denen 18 Männer entweder Direktor oder Geschäftsführer sind, jedoch keine Frau. In Geschäftsleitungen finden sich 12 Männer und sechs Frauen.
Diese sechs sind bei Arion banki, Marel, Haga, Síminn, Sjóvá und VÍS beschäftigt. Seit dem Jahr 2012 wurden 12 Männer in die Unternehmensleitungen berufen, aber keine einzige Frau.
Vor drei Jahren bezog eine Frau den Vorsitz des Wirtschaftsrates. Katrín Olga Jójhannesdóttir war die erste Frau, die seit Gründung des Rates im Jahr 1914 diesen Posten innehat. Auf einer Wirtschaftskonferenz machte sie auf die Stellung der Frauen im Wirtschaftsleben aufmerksam.
“Ich finde sie traurig, ich muss das zugeben. Da verpasst man wirtschaftlichen Zugewinn,” sagte Katrín Olga. “Das ist natürlich eine Tradition, Männer sind das Vorbild, selbstverständlich. Und selbstverständlich, wenn die Frauen anklopfen, wollen sie sich nicht bewegen.”
Ein Gesetz zur Geschlechterquote war vor sechs Jahren verabschiedet worden, trotzdem leiten Frauen weniger als 10 Prozent der 400 grössten Unternehmen in Island.
“Es ist nicht dem Wirtschaftsleben zu verdanken, dass Island die Nummer eins bei der Gleichstellung ist, das kommt durch den öffentlichen Dienst,” erklärt Katrín und betont, wie wichtig es sei, noch mehr Männer an den Tisch zu bekommen, um die Schieflage anzugehen.
“Das ist so einfach, Frauen abzufertigen, die über Gleichstellung reden, weil du in gewisser Weise über dich selber redest. Als Vorsitzende des Wirtschaftsrates schmerzt mich das, weil wir davon ausgehen, dass die Einzelinitiative und die Freiheit des Einzelnen das ist, was zählt. Deshalb finde ich, dass wir dort Vorbildfunktion haben müssen.”