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Isländisches Land in chinesischer Hand?

Seit zwei Wochen diskutieren die Isländer in Presse und Blogs leidenschaftlich über einen Grundstücksverkauf im Norden Islands. Seit vergangener Woche beschäftigt sich auch die internationale Presse, Financial Times, BBC, Spiegel etc. mit dem Thema.

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Jökulsá á Fjöllum, der Gletscherfluss, der etwas weiter nördlich den Wasserfall Dettifoss bildet, fliesst durch das Land Grímsstadir. Foto: Páll Stefánsson.

Die Debatte um den Verkauf eines 30.000 Hektar grossen Grundstückes im nordisländischen Nirgendwo an einen der reichsten Chinesen spitzt sich auf die Frage zu, ob hinter Huang Nubo geopolitische Interessen der chinesische Machthaber stehen.

„Ist Huang ein Agent – und sein Hotel ein Vorposten für den Griff zum Nordpol?“, fasste Gunnar Herrmann in der Süddeutschen Zeitung die Befürchtungen zusammen.

Nein, versichert Huang, er habe keinerlei politische Motive und seine frühere Arbeit im Staatsapparat und Kommunistischer Partei sei nicht von Bedeutung. Er verfolge ausschliesslich geschäftliche Interessen, auch wenn das Projekt in naher Zukunft wenig Profit abwerfe.

In einem Interview mit Morgunbladid gab Huang neben seiner Liebe zur Natur auch nostalgische Gründe für sein Engagement in Island an und erzählte, vor über 30 Jahren habe ihn ein isländischer Wollpullover (Lopa) während des Studiums warmgehalten.

Zu Huangs damaligen isländischen Kommilitonen an der Pekinger Universität zählt auch Hjörleifur Sveinbjörnsson, der Ehemann der früheren Aussenministerin Ingibjörg Sólrún Gísladóttir.

Sveinbjörnsson sowie der amtierende Aussenminister Össur Skarphédinsson, die Premierministerin Jóhanna Sigurdardóttir und andere sozialdemokratische Parteifreunde befürworten das Projekt des Chinesen, der im isländischen Hochland ein 120-Betten-Luxushotel mit Golfplatz und Reitstall bauen will.

Ólafur Ragnar Grímsson, der Präsident von Island, begrüsste das Projekt mit dem ausdrücklichen Hinweise auf die Politik Chinas gegenüber dem krisengeschüttelten Island:

„China und Indien habe Island in vielfältiger konstruktiver Weise geholfen, während Europa sich feindlich zeigte und die USA durch Abwesenheit glänzte“, erklärte er gegenüber Financial Times.

Innenminister Ögmundur Jónasson (Links-Grüne) ist eher skeptisch und betonte, das Projekt müsse sorgfältig geprüft werden.

Huang, Chef der Zhongkun-Gruppe, gilt als eigenwilliger Multimillionär schreibt unter dem Namen Luo Ying Gedichte und hat im vergangenen Jahr einen Kulturfond in Island geschaffen und mit umgerechnet 689.000 Euro ausgestattet.

Das Anwesen Grímsstadir, das 0,3 Prozent der Fläche Islands umfasst und etwas so gross wie München ist, soll nach seinen Vorstellungen „das künftige Paradies des Umwelttourismus“ werden.

Umgerechnet 6,1 Millionen Euro hat Huang für Grímsstadir, das hauptsächlich aus Steinwüste besteht, geboten. Der private Besitzer, dem etwa 70 Prozent des Geländes gehören, versucht seit Jahren, den Grund zu verkaufen; der Rest ist in Staatsbesitz.

Das Land Grímsstadir liegt nördlich der Ringstrassen-Brücke über den Gletscherfluss Jökulsá á Fjöllum mit guter Anbindung an die Touristenattraktionen des Nordens, das nur 40 km entfernte Mývatn-Gebiet, Europas grössten Wasserfall Dettifoss, das Naturschutzgebiet Ásbyrgi, den Berg Herdubreid, den Vulkan Askja und den Kverkfjöll.

Eine Summe von umgerechnet 121 Millionen Euro will Huang in das Projekt stecken; Isländische Golfexperten diskutieren derweil die Frage, ob das oft durch empfindliche Fröste gebeutelte Gebiet überhaupt für die Anlage eines Golfplatzes geeignet ist.

Skeptiker verweisen darauf, dass nordöstlich von Grímsstadir ein grosses Hafenprojekt in der Bucht Gunnólfsvík nahe Thórshöfn in Planung ist. Dieser Hafen soll in Zukunft eine grosse Rolle spielen, wenn in der so genannten Drachenzone zwischen Nordostisland und Grönland die Ölförderung beginnt.

Jökulsá á Fjöllum, der Gletscherfluss, der etwas weiter nördlich den Wasserfall Dettifoss bildet, fliesst durch das Land Grímsstadir. Die Wasserrechte dürfen bei einem Verkauf nicht in Privatbesitz übergehen und Huang hat sich bereits verpflichtet, auf sie zu verzichten.

Sowohl die isländische wie die chinesische Regierung müssen dem Verkauf von Grímsstadir zustimmen. Huang befürchtet, die chinesische Regierung könne wegen des grossen internationalen Aufsehens die Zustimmung verweigern.

Hier lesen Sie mehr zur Drachenzone.

bv

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