Das Islandpferd ist ein Stiefkind auf der Pferdemesse Equitana und könnte weitaus besser bekannt gemacht und beworben werden als bisher geschehen. Das äusserte der isländische Equitana-Beauftragte Rúnar Þór Guðbrandsson kürzlich in einem Interview mit Hestablaðið Seisei.
Equitana-Besucher erinnern sich, wie sehr das heissgeliebte Islanddorf in den vergangenen Jahren auf ein paar Stände zusammengeschrumpft und ruhig geworden ist. Rúnar Þór lobt die Ausdauer des IPZV, auch in mageren Zeiten die Ehre des isländischen Pferdes dort aufrecht gehalten zu haben. Man schulde den Deutschen dafür Dank. Doch nun muss sich was tun, findet er.
Auf neun Quadratmetern des isländischen Standes habe man sich in diesem Jahr zu dritt gedrängelt, um Island, seine Pferde, das Landsmót und die isländische Sattelmanufaktur Hrimnir zu bewerben. Für die kommende Equitana plant Rúnar Þór Nägel mit Köpfen und hat gleich mal 300 Quadratmeter angemietet.
„Ich habe Infomaterial an das Landwirtschaftsministerium, den Reiterverband, den Pferdezüchterverband und an die Pferdetourismusbranche geschickt und hoffe so sehr, dass die Leute diese Möglichkeit erkennen und zugreifen. Das Marketing des Islandpferdes ist meiner Meinung nach bisher stiefmütterlich behandelt worden. Man bräuchte jedesmal einen Marketingplan von vier bis fünf Jahren, mit einem Mindestbudget von 500 Millionen Kronen (3,2 Mio. EUR), das ist natürlich eine riesige Summe. Aber die Werbeinitiative „Inspired by Iceland“ hat das Doppelte gekostet.“
Rúnar Þór sieht das Islandpferd auf dem Kontinent in hartem Konkurrenzkampf mit anderen Gangpferderassen. Die Brasilianer etwa hätten weder Kosten noch Mühen gescheut, um acht Spitzenhengste der Mangalarga Marchador Rasse nach Essen zu bringen und dort vorzustellen. Da werde sich richtig vorbereitet. „Wir Isländer neigen eher dazu, das Marketingding erst aus der Schublade zu holen, kurz bevor wir die Koffer zur Messe packen.“ meint der Hrimnir-Chef.
Der halbwegs in Vergessenheit geratene „Pferdeplatz“ (hestatorgið), den einst Reiterverband, Züchterverband, Bauernverband, der FT und die Pferdeuniversität in Hólar als Werbeplattform für das Islandpferd ins Leben gerufen hatten, müsse seinen Dornröschenschlaf beenden. „Die Isländer sollten mit dem Hestatorgið auf die Equitana fahren und dort mit einem bildschönen und quicklebendigen Islanddorf vertreten sein. Wir haben genug erfahrene Showreiter und könnten locker in die Topshow kommen.“ Dieses Islanddorf hätte natürlich auch Platz für andere Mitgliedsländer der FEIF. „Aber Island muss der Vorreiter sein. Das ist schliesslich unser Pferd.“
Rúnar Þór sieht dringenden Handlungsbedarf für Politik und Wirtschaft, zumal sich rings um das Islandpferd unzählige ungenutzte Beschäftigungs- und Einnahmequellen verbergen. „Das sind richtige Werte, in die der isländische Staat investieren müsste,“ sagt der isländische Equitana-Beauftragte, der sich im nächsten Hestablað auch zum Thema Weltmeisterschaft 2015 äussern wird.