Bislang hatten Bioschafzüchter in Island kaum Mehrwert aus ihrer aufwendigeren Haltungsform ziehen können, wenn es an den Verkauf ihres Fleisches ging. Vermarktung und Verkauf der Biowaren liefen nicht besonders gut, inzwischen heißt es sogar, das Biofleisch sei es nicht wert, als eigenständige Ware vermarktet zu werden.
Doch nun soll sich für die Biobauern einiges ändern, denn ab dem kommenden Herbst soll das Biolammfleisch exportiert werden, berichtet das Bændablaðið.
Sechs isländische Schafzüchter haben ein Biosiegel für ihre Fleischerzeugnisse, doch bislang haben sie dafür kaum etwas extra erhalten. Im vergangenen Herbst hatte es keine Zulage gegeben, im Herbst 2017 hatten sie 10 Prozent mehr von den Schlachthäusern gezahlt bekommen. Einige konnten ihr Fleisch direkt vom Hof vermarkten, oder in Delikatessenläden und Bauernmärkten verkaufen.
Das Schlachthaus SAH (Kjarnafæði) in Blönduós ist derzeit das einzige in Island, welches sogenannte “Bioschlachtungen” vornimmt. Eine “Bioschlachtung” beinhaltet vor allem das Weglassen von scharfen Desinfektionsmitteln im Schlacht-und Verarbeitungsbereich. Bioschlachtung kann daher terminlich nur vor der herkömmlichen Schlachtung erfolgen.
Andrés Vilhjálmsson, Exportmanager bei Icelandic Lamb ehf., hat nun Kontakt zu Großhändlern in Europa aufgenommen, die großes Interesse an der Bioware zeigen. Wie er sagt, befinden sich die Verhandlungen auf einem guten Weg. Leider könne man noch nichts direkt ausfliegen, weil die Bioerzeugnisse im Schlachthaus mit herkömmlichen Fleischwaren zusammengelagert werden.
“Nach der kommenden Schlachtsaison soll dann fast das gesamte Biolammfleisch, das in Island hergestellt wird, exportiert werden, sicher um die 20 Tonnen. Wir sprechen hier davon, dass es auf diesem Markt einen um 15-20 Prozent höheren Preis dafür geben wird, als für herkömmliches Lammfleisch gezahlt wird. Ein großer Teil dieser Preiserhöhung wird direkt an den Bauern gehen. Die geschlachteten Lämmer werden dann mit europäischem Herkunftszeugnis und einem Biostempel der EU exportiert,” erklärt Andrés.
Halla Steinólfsdóttir, eine Schafzüchterin aus Ytri-Fagradalur in Skarðsströnd í Dölum bezeichnet die Nachricht als Freudenbotschaft.
“Das ist unglaublich wichtig für alle, aber natürlich besonders für uns wenige mit diesem Biosiegel. Unsere Starrsinnigkeit und unser Glaube an diesen Lebensstil zahlt sich nun endlich aus,” freut Halla sich. Es sei von großer Bedeutung, mehr für die Erzeugnisse zu bekommen. Sie sei eigentlich enttäuscht gewesen, dass dieser Qualitätsware nicht genügend Respekt entgegen gebracht worden sei, und dass sie nicht mit entsprechendem Wert bemessen worden sein. Die Regierung und Bauernverbände hätten den Schaferzeugnissen mit Biosiegel in ihren Zielsetzungen und Vermarktungsstrategien viel mehr Raum einräumen müssen.
“Das ist ganz toll, dass man nun das Fleisch direkt auf den isländischen Hof zurückführen kann, dort, wo das Lammfleisch herkommt. Das Siegel von Tún [ein isländisches Äquivalent zu Demeter] ist vergleichbar mit dem europäischen Siegel. Das ist allen bekannt und die Kunden vertrauen dem Siegel. Darin liegt unsere Chance.” sagt Halla, die Andrés dankbar für sein Engagement ist.
Hlynur Ársælsson, Vertreter der RW-Warenhandels GmbH, betont wie wichtig es ist, das Lammfleisch auf dem ausländischen Markt zu etablieren, um fortwährende Geschäftsbedingungen für die Biozucht sicherzustellen. “Es gibt viele Möglichkeiten in Europa für die Vermarktung von Bio-Lammfleisch mit Herkunftssiegel, und wir hatten Kontakt zu Personen, die in der Biozucht involviert waren, und sie waren kurz davor aufzugeben.”, sagt Hlynur. “Deshalb sind wir sehr erfreut darüber, diesen Menschen die Chance geben zu können, ihre Waren auf dem ausländischen Markt zu vermarkten und der hohen Qualität ihrer Waren entsprechend zu verdienen.”
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