Gísli Freyr Valdórsson, der frühere Assistent von Innenministerin Hanna Birna Kristjánsdóttir, ist gestern zu einer achtmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt worden, nachdem er gestanden hatte, vor einem Jahr vertrauliche Informationen über einen Asylbewerber an die Medien weitergeleitet zu haben.
Er übernahm die volle Verantwortung für sein Vergehen und sagte nach der Urteilsverkündung gestern, er wolle nicht Berufung einlegen, berichtet ruv.is. Gísli hatte der Innenministerin gegenüber gestanden, die die Medien sofort von seiner Suspension unterrichtete.
Gísli hatte von Beginn an seine Unschuld beteuert, seit er im November 2013 die Informationen über den Asylbewerber weitergegeben hatte. Gestern gestand er, allen, auch seiner Ministerin gegenüber gelogen zu haben. Er könne mit dieser Schuld nicht mehr leben.
Staatsanwalt Helgi Magnús Gunnarsson zufolge hatten der Staatsanwaltschaft in der vergangenen Woche neue Beweise vorgelegen, die bewiesen, dass Gísli die Person hinter dem Informationsleck gewesen sei.
Die Beweise hätten gezeigt, dass er das Memo über den Asylbewerber geändert und auf seinem Computer gespeichert habe, bevor er es gelöscht hatte. Helgi sagte, dies sei der Grund für Gíslis Geständnis, jedoch kein Schuldbewusstsein.
Dv.is schreibt, der Staatsanwalt habe eine Haftstrafe von drei Jahren gefordert. Er glaube nicht, dass das Geständnis ein milderes Urteil verdiene.
Die Ministerin bleibt in einer von ihr veröffentlichten Erklärung dabei, dass sie nicht in das Informationsleck eingeweiht worden sei und dass das Geständnis überraschend gekommen sei. Sie schätze den Vertrauensbruch als sehr schwerwiegend ein, vor allem weil er immer wieder seine Unschuld beteuert habe, und habe ihn vom Dienst suspendiert.
Katrín Jakobsdóttir, die Vorsitzende der Linksgrünen Partei, kommentierte, die Ministerin müsse die politische Verantwortung für die Tat ihres Mitarbeiters übernehmen.
Die Vorsitzende der Piratenpartei Birgitta Jónsdóttir Hirt schrieb auf ihrer Facebookseite, dass Hanna Birna das Parlament angelogen habe und sofort zurücktreten müsse. Ihre Partei bereitet einen neuen Misstrauensantrag gegen die Innenministerin vor.
Stefán Karl Kristjánsson, der Anwalt des Asylbewerbers, sagte ruv.is gegenüber, dass Gíslis Geständnis Auswirkungen auf zwei Prozesse haben könnte, die mit dem Informationsleck zusammenhängen. Der Asylbewerber hat den isländischen Staat verklagt und hofft darauf, ins Land zurückkehren zu können.