Der Pharmakologe und Chefarzt der Infektionsabteilung am Universitatskrankenhaus Landspítali, Prof. Karl G. Kristinsson, spricht sich gegen den Plan der Regierung aus, unpasteurisierte Milchprodukte zu importieren, berichtet mbl.is
“Das darf einfach nicht passieren. Ich denke, es gibt noch die Möglichkeit, da zu reagieren,” sagte er dem Morgunblaðið. Ein Gesetzesentwurf aus dem Landwirtschaftsministerium soll nicht nur die Einfuhr von rohem Fleisch und rohen Eiern, sondern auch von Rohmilch und Rohmilchprodukten erlauben. Bislang war dies in Island aus Seuchenschutzgründen streng untersagt. Der isländische Viehbestand reagiert durch seine jahrhundertelange Isolation hochsensibel auf Keime aus dem Ausland. Einem Urteil des Europäischen Gerichtshof zufolge muss Island jedoch seine Grenzen für diese Produkte öffnen, um den freien Warenfluss nicht zu behindern.
Karl weist darauf hin, dass das Mæði-Visna Virus durch unpasteurisierte Schafs- und Ziegenmilch ins Land gebracht werden kann.
“In Europa, und beinahe überall auf der Welt ist das Mæði-Visna Virus verbreitet. In Island hat es sich nicht lange gehalten. Es war im Jahr 1933 durch aus Deutschland importierte Schafe ins Land gekommen. Das Virus verbreitete sich im ganzen Land und es dauerte eine Zeit, es auszurotten. Das Virus hat vor seiner Bekämpfung 150.000 Schafe getötet, 600.000 Schafe hatten daraufhin gekeult werden müssen.”
Der isländische Schafbestand reagiere sehr empfindlich für das Virus, ein einziger Erreger reiche aus, um die Tiere zu infizieren. In Europa sei das Vieh durch jahrhundertelange Symbiose an den Krankheitskeim gewöhnt.
“Wir wollen den nicht wieder im Land haben.” sagte Karl.
Das Mæði-Visna Virus führt zu Atemwegserkrankungen und zu Erkrankungen des zentralen Nervensystems, es kann jedoch auch Gelenksentzündungen und Euterentzündungen verursachen. Die Infektion erfolgt von Tier zu Tier bzw über die Muttermilch aufs Lamm. Die Inkubaktionszeit beträgt fünf bis sechs Jahre, damit handelt es sich bei Mæði-Visna um eine langsame Virusinfektion. Lämmer können Symptome jedoch schon im ersten Lebensmonat zeigen.