Die Lichter des so genannten Hamburg-Weihnachtsbaums werden morgen im Reykjavíker Hafen zum 45sten Male erstrahlen. In den vergangenen 44 Jahren kam der Baum aus Hamburg und diese deutsche Tradition wird aufrecht erhalten, auch wenn der diesjährige Baum aus Island stammt.
Ein anderer Weihnachtsbaum, der „Oslo“ Baum im Zentrum Reykjavíks.
„Wir werden Tradition und Namen beibehalten, da es eine wunderschöne Feierlichkeit ist“, sagte Ágúst Ágústsson, der Geschäftsführer des Hafenbetreibers Faxaflóahafnir gegenüber Morgunbladid.
Die Geschichte des Weihnachtsbaumes geht auf die Nachkriegszeit zurück, als in Deutschland Arbeitslosigkeit und Lebensmittelrationierung herrschten und die Menschen an Hunger litten. Isländische Seeleute halfen mit Fisch.
„Sie bereiteten Fischsuppe zu und verteilten sie an die Menschen“, berichtete Ágústsson und schilderte, wie sich vor dem Hafen in Hamburg Schlangen bildeten, wenn die ausländischen Fischereischiffe einliefen.
1965 hatten Hans Hermann Schlünz und Werner Hönig, Mitglieder des Hamburger Journalistenvereins „Wikingerrunde“, die Idee, einen Weihnachtsbaum nach Reykjavík zu senden, um sich für die Nachkriegshilfe der isländischen Fischer zu bedanken.
Hönig wurde Direktor einer Fluggesellschaft und der ehemalige Kapitän Schlünz moderierte Seemannssendungen beim Norddeutschen Rundfunk. Mitte der 1950er Jahre hatte er die beliebte Sendung „Gruss an Bord“ kreiert, in der bis heute Weihnachtsgrüsse zwischen Schiffen auf See und den Angehörigen an Land ausgetauscht werden.
In der Wikingerrunde wurde es Tradition, jedes Jahr zu Weihnachten eine „Polartanne“ von Hamburg nach Reykjavík zu senden. Doch sind inzwischen viele Mitglieder der alten Runde verstorben, teilte das deutsch-isländische Netzwerk mit. Deshalb steht dieses Jahr keine Tanne aus Hamburg mehr im Reykjavíker Hafen.
Der diesjährige Baum stammt aus Borgarfjördur und ist mit 10 Metern fast so gross wie seine Vorgänger aus Hamburg,
Auch wenn dieses Jahr kein Ehrengast aus Hamburg anwesend ist, wird der deutsche Botschafter in Island, Hermann-Josef Sausen, die Grüsse der Stadt überbringen. Mitglieder der Deutsch-Isländischen Wirtschaftsvereinigung und kultureller Organisationen, die bei den Vorbereitungen halfen, werden sich um den Baum versammeln.
Áugústsson bittet die Bevölkerung Reykjavíks, an der Feier teilzunehmen. Ehemalige Seeleute und Fischer, die in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg deutsche Häfen anfuhren, sind besonders eingeladen.
Ein Kinderchor wird Weihnachtslieder singen und Faxaflóahafnir läd die Besucher zu heisser Schokolade und Weihnachtsgebäck ein. Die Veranstaltung beginnt am Samstag um 17 Uhr am Midbakki-Kai.
Übersetzt und ergänzt von Bernhild Vögel.