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Gespräch mit dem isländischen Botschafter in Berlin

Bericht von Simone Kussatz, Foto von Frank-Michael Arndt (frfocusmedia).

In einem Pressegespräch in der isländischen Botschaft in Berlin am vergangenen Mittwoch kündigte der isländische Botschafter Ólafur Davídsson an, nach den wirtschaftlichen Prognosen werde Island nächstes Jahr einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um zehn Prozent erleben.

Er führte aus, dass Islands Arbeitslosenrate voraussichtlich auf zehn Prozent ansteigen werde, während sie im Jahre 2001 lediglich ein Prozent betragen habe.

Die finanzielle Krise werde hauptsächlich junge, hoch bezahlte Isländer betreffen. Ihnen drohe in naher Zukunft Arbeitslosigkeit und damit ein Anwachsen ihrer Schulden.

Wirtschaftsexperten sagten auch voraus, dass die ältere Bevölkerung weiterhin Teile ihrer Ersparnisse einbüssen werde, dass aber Islands Rentensystem nicht zu erschüttern sei.

Botschafter Davídsson gab dann eine kurze Zusammenfassung von Islands eintausendjähriger Geschichte, erwähnte die Landnahme durch die Wikinger im Jahre 874 und dass Island bis 1944 erst unter norwegischer, dann unter dänischer Herrschaft gestanden habe.

Er behandelte anschliessend den Zweiten Weltkrieg, in dem Island anfangs von britischen, dann von amerikanischen Truppen besetzt war. Nach dem Krieg wurde Island Mitglied der UN, Gründungsmitglied der NATO, Mitglied der Europäischen Freihandelsassoziation EFTA, des Europäischen Wirtschaftsraums EWR und unterzeichnete 2001 das Schengen-Abkommen.

Wegen der finanziellen Krise und da Island Teil der europäischen Kultur ist, sei die Mitgliedschaft in der EU der selbstverständlichste nächste Schritt, sagte Davídsson und erwähnte, die Beitrittsverhandlungen würden innerhalb der nächsten anderthalb Jahre beginnen.

Ungeachtet der Veränderungen, die sich in dem Land seit dem wirtschaftlichen Zusammenbruch vollzogen haben, werde die Fischerei der grösste Devisenbringer bleiben.

Davídsson würdigte Islands wichtige Rolle in der Welt der Literatur und erwähnte die mittelalterlichen Sagas. Sie seien nicht nur Prosa, sondern spielten – abgesehen von ihrer romanhaften Form – eine wichtige Rolle in der Geschichtsschreibung und im Selbstverständnis der Isländer.

„Isländer definieren ihre Kultur über die Literatur. Wir besitzen das grossartige Erbe der Sagas. Andere Bereiche der Kultur, wie Musik und bildende Kunst, kamen später hinzu. Und dann erlangten wir Anerkennung in den moderneren Kulturbereichen wie Film, Mode und Design“, sagte der Botschafter.

Im Jahre 2011 wird Island Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse sein und zu diesem Anlass werden die Sagas ins Deutsche übersetzt.

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