Heute ist öskudagur (“Aschentag”), Islands ultimative Antwort auf Fasching, Karneval, Fastnacht, St. Martinstag und Halloween zusammen. An vielen Grundschulen haben die Kinder heute frei. Sie verkleiden sich fantasievoll und strömen ins Stadtzentrum, um in den Geschäften und Büros Süßigkeiten zu ersingen.
Foto mit freundlicher Genehmigung von Iceland Tourist Board.
Öskudagur kommt nach dem bolludagur, dem „Krapfentag“ und sprengidagur, dem „Platztag“. Alle diese Tage beziehen sich auf die katholische Fastenzeit.
Im 14. Jahrhundert wurde der öskudagur zum ersten Mal in isländischen Handschriften erwähnt, aber wahrscheinlich ist er noch älter, schreibt vísindavefurinn, die Wissens-Webpage der Universität Island.
Das Klima Islands und die ländliche Struktur mit weit auseinander liegenden Höfen sind wohl die Hauptursache, dass sich der Karneval, der auf isländisch kjötkveðjuhátíð heißt, nicht auf der Insel verbreitet hat.
Nach der Reformation versuchten weltliche und kirchliche Autoritäten ohnehin, solchen Lustbarkeiten (z.B. dem Tanzvergnügen vikivaki) ein Ende zu bereiten.
Dennoch haben sich verschiedene Traditionen um die letzten Tage vor der Fastenzeit erhalten. Dabei hat der wahrscheinlich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts so benannte bolludagur mit dem öskudagur die Rolle getauscht. Denn im späten 19. Jahrhundert war es noch der Rosenmontag, an dem sich die Kinder verkleideten und die Katze aus der Tonne schlugen.
Erst 1917 wurde der öskudagur zum narrenfreien Tag erklärt. Andererseits hat der bolludagur vom Aschermittwoch die Klatsche, das Symbol der Bußleistung, übernommen.
Einzigartig ist der im 18. Jahrhundert erstmals erwähnte isländische Brauch, mit Asche gefüllte Säckchen (öskupokar) am Rücken von ahnungslosen Leuten anzuheften. Im katholischen Europa war es üblich, den Männern am Aschermittwoch ein Aschenkreuz auf das Haupt zu streuen und den Frauen auf die Stirn zu zeichnen. Bei den isländischen öskupokar bestand ebenfalls eine geschlechtsspezifische Unterteilung: Die Männer hefteten den Frauen heimlich mit Asche gefüllte Säckchen an den Rücken, die Frauen aber füllten die Säckchen für die Männer mit Steinen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen junge Mädchen ihrem Schwarm ein besonders schön verziertes Säckchen zu senden, aber all dieser geschlechtsspezifische Gebrauch der öskupokar existiert nicht mehr.
Von Akureyri aus hat sich der öskudagur ab dem frühen 20. Jahrhundert über ganz Island verbreitet.
Akureyri ist auch weiterhin die inoffizielle Hauptstadt des isländischen Karnevals. Zum katturslagur wird eine große Piñata gebastelt und dann dürfen die Kinder „die Katze aus der Tonne schlagen“.
Hier sehen Sie das vorjährige Video über den öskudagur bei der Iceland Review.
bv