Nach Ergebnissen einer Studie der Veterinäre Jakob Kristinsson und Sigurdur Sigurdsson kann die Erkrankung der Pferde von Kúlúdalsá im Hvalfjördur auf eine Verseuchung durch Fluor zurückgeführt werden, welches sich durch das Aluminiumwerk in Grundartangi verbreitet, und nicht etwa auf Überfütterung und falsche Haltung. Die Studie war vom Ministerium für Beschäftigung und Innovation initiiert worden, berichtet Vísir.
Gut 50 Prozent der Pferde in Kúlúdalsá zeigt Symptome, die dem in Europa bestens bekannten Equinen metabolischen Syndrom (EMS) ähneln, einer häufig mit chronischer Hufrehe endenden diabetesartigen Stoffwechselerkrankung.
Nach Ansicht der Forscher ist die Fluorbelastung in der Umgebung sehr hoch. „Die Belastung in den untersuchten Pferdeknochen ist viermal so hoch wie in Gebieten, wo eine Fluorbelastung vulkanischen Ursprungs oder durch industrielle Nutzung vorhanden sein kann.“ heisst es in der Zusammenfassung der Studie.
Die Forschungsergebnisse zeigen, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Stoffwechselstörung und dem Fluorgehalt im Blut der betroffenen Pferde. Je höher der Fluorspiegel lag, desto deutlicher zeigte sich die Erkrankung. Damit deckten sich die Ergebnisse mit Studien aus dem Ausland, wo man eine Wirkung von Fluor auf den Insulin- und Glukosestoffwechsel von Menschen und Ratten hat nachweisen können.
„In manchen Fällen ist die Fluorbelastung auf heisse Quellen, Vulkanasche, industriellen Düngemitteln oder eine Überfütterung mit Mineralfuttern zurückzuführen. Doch in dem Gebiet gibt es keine heissen Quellen, zu der die Pferde Zugang haben, und über vulkanische Fluorverseuchung ist für den Zeitraum, in dem die Krankheit sich entwickelte, nichts bekannt. Der Hof hat keine fluorhaltigen Düngemittel verwendet, Mineralfutter wurden keine gegeben. Es kann kaum Zweifel daran geben, dass die Fluorverseuchung durch das Aluminiumwerk in Grundartangi verursacht wurde.“ schreiben die Autoren der Studie.
Auch die Pferdebesitzer führen die Erkrankung ihrer Pferde auf die Verseuchung durch das Industriegelände zurück. Die Krankheit begann im Jahr 2007. Im Jahr zuvor, 2006, hatte es einen Werksunfall im Aluminiumwerk gegeben, welcher eine Verseuchung nach sich zog. Unmittelbar danach waren in der Vegetation und in den Knochen von geschlachteten Schafen der Region hohe Fluorwerte festgestellt worden.
Die Veterinäraufsichtsbehörde MAST ist ebenfalls der Ansicht dass die Pferde zu fett seien und dass es sich bei der Erkrankung der Pferde im Hvalfjördur um das Equine metabolische Syndrom handelt. In einer Meldung auf der Webseite heisst es, diese Erkrankung sei in Island jedoch nichts Neues, vielmehr seit langem bekannt, auch wenn sie erst im Jahr 2002 zum ersten Mal in einer Studie untersucht und erwähnt worden sei. Zuvor habe man sich keine Gedanken gemacht, sondern Pferde mit chronischer Hufrehe einfach geschlachtet. Die Tatsache, dass Pferde oder ganze Herden, die zuwenig Bewegung haben, massiv verfetten, sei unter Tierärzten und in Schlachthäusern altbekannt, und das Syndrom komme in allen Landesteilen vor.
Man dürfe keinesfalls vergessen dass die Krankheit immer wieder komme, auch wenn es gelänge, ein betroffenes Pferd erfolgreich auf Diät zu setzen. Das zeigten auch die Untersuchungsergebnisse von 2011, als MAST die Kúlúdalsá-Pferde bei einer Untersuchung als für zu fett befand, die beiden Autoren der Studie dieselben Pferde im Jahr 2013 als nicht zu fett diagostizierten. In 2011 hätten die typischen EMS-Fettpolster vorgelegen, hingegen seien keine typischen Fluorvergiftungssymptome festgestellt worden. Es ist bislang wissenschaftlich nicht bekannt, ab welcher Höhe eine Fluorbelastung im Knochen des Pferdes zu Problemen führt.
MAST hält es daher nicht für gerechtfertigt, die EMS-Erkrankung auf eine Fluorbelastung zurückzuführen.