Im zweiten Teil der Prüfung T 1 nach der Mittagspause gab es einige angenehme Anblicke. Das Stadion hatte sich ordentlich aufgeheizt, Lieblinge und Favoriten hatten gefallen und die Stimmung war gut.
Yoni Blom auf Bjartur frá Aquadraat. Foto: Henk Peterse
Gleich die erste Reiterin, Yoni Blom aus den Niederlanden war ein schöner Einstieg in die Prüfung. Leise Musik beeinflusste das Auge, ihr Schimmelschecke Bjartur frá Aquadraat tanzte in Ruhe vor sich hin und legte sowohl das langsame Tempo als auch die Übergänge im zweiten Aufgabenteil sauber und unaufgeregt vor. Wenn es manchmal auch ein wenig wirkte wie ‘gentleman agreement’ zwischen den beiden, das Ergebnis war durchaus sehenswert.
Kiljan frá Blesastöðum. Reiterin ist Gry Hagelund aus Norwegen. Foto: Henk Peterse
Die Norwegerin Gry Hagelund ritt sich auf Kiljan frá Blesastöðum nicht nur in die Herzen der Zuschauer, auch die Richter waren angetan von ihrer Leistung und bewerteten den Ritt mit einer Gesamtnote von 7,73. Das Pferd hing weder schwer auf der Kandare, noch zeigte es Abwehr mit dem Schweif. Kiljan ist ein gutes Beispiel dafür, daß Pferde harte Hände vergessen können, wenn sich eine reiterliche Alternative bietet.
Auf jedem Turnier müssen Richter sich Kritik gefallen lassen, weil ihnen Befangenheit oder Ahnungslosigkeit unterstellt wird. In diesem Jahr gab es mindestens ein deutliches Signal für Realismus. Der WM-erfahrene Fuchshengst Jarl frá Miðkrika wurde von seiner für Deutschland startende Reiterin Steffi Svendsen auf einen Notendurchschnitt von 7,40 hingeritten. Die Hinterhand des Hengstes trippelte schwach den Vorderbeinen hinterher, unter der Kandareneinwirkung sperrte das Maul die ganze Vorstellung hindurch, und die Zunge flatterte bläulich. Die Richter schöpften bei der Note ganz offensichtlich ihren Rahmen für Punktabzüge aus.
Der nächste Teilnehmer, Muni frá Kvistum mit seiner norwegischen Reiterin Anne Stine Haugen, versöhnte das Auge. Muni tanzte sich im Einklang mit seiner Reiterin durch die schwere Prüfung, es gab kaum Meinungsverschiedenheiten oder Abwehr. In Anbetracht der Härte einer sportlichen Bühne reitet Anne Stine mit weicher Hand und gutem Sitz. Das Pferd dankt es mit Ausstrahlung.
Hier sehen Sie ein Video der beiden.
Von den Teilnehmern des letzten Blockes konnte nur die Dänin Samantha Leidesdorf auf Farsæll vom Hrafnsholt eine wirklich kraftvolle Vorstellung abgeben. Deutlich ist zu sehen, wie sehr einige Pferde an ihre körperlichen Grenzen gehen müssen. Farsæll vom Hrafnsholt dagegen zeigte sich temperamentvoll. Für eine Finalnote reichte es jedoch nicht.
Dann betrat der Wikinger die Arena.
Jóhann Rúnar Skúlason auf Hnokki frá Fellskoti ritt im langsamem Schritt in die Bahn, hielt an – und reckte wie im Film dem Publikum grimmig seine Faust entgegen. Unwillkürlich suchte man nach der Axt. Dann setzte das Pferd zum Laufen an, wie immer fest verwachsen mit seinem Reiter, und das Publikum tobte – wie im Film.
An Jóhanns Ritt, der von den Richtern mit einer Endnote von 9,2 benotet wurde, gab es nichts auszusetzen. Alles war perfekt – das langsame Tempo, die Übergänge, das atemberaubend schnelle starke Tempo Tölt. Man sucht jedoch vergebens das Pferd Hnokki.
Es gibt Gewaltigkeit und Kraft, und es gab eine unterworfene, dressierte Kreatur, die erst schön wirkte, als sie rannte – das, wofür die Natur sie geschaffen hat.
Noch am Morgen hatte Jóhann verkündet, daß er auf Sieg reiten wird und für heute eine Note von 9,2 anpeilt.
Hier sehen Sie ein Video der beiden.
DT