Auf einem Kirchentag hat sich der Bischof von Island Karl Sigurbjörnsson gestern für die Vorgänge entschuldigt, derentwegen er in einem kürzlich veröffentlichten Bericht der Untersuchungskommission des Kirchentages kritisiert worden war.
Bischof von Island Karl Sigurbjörnsson. Foto: Páll Stefánsson.
Der Bericht behandelt Sexualdelikte des ehemaligen Bischofs Ólafur Skúlason und die darauffolgenden Reaktionen der Nationalkirche und des gegenwärtigen Bischofs.
Die ersten von mehreren Frauen vorgebrachten Anschuldigungen waren 1996, gegen Ende der Amtszeit von Skúlason, unter den Teppich gekehrt worden.
2009, ein Jahr nach seinem Tod schrieb seine Tochter, die ihn ebenfalls des Missbrauchs beschuldigte, einen Brief an Bischof Sigurbjörnsson und forderte ein Treffen mit dem Kirchenrat.
Der Bischof, der zugleich Vorsitzender des Kirchenrates ist, reagierte nicht darauf und der Eingang des Briefes wurde monatelang nicht registriert. Auch eine der Frauen, die Skúlason der sexuellen Belästigung beschuldigt hatten, erklärte, Sigurbjörnsson habe damals die Angelegenheit vertuscht.
Sigurbjörnsson sagte laut ruv.is, er habe in dieser Angelegenheit oft seiner eigenen „Untersuchungskommission“, seinem Gewissen, gegenübertreten müssen.
Er könne jedoch nicht erkennen, dass seine Reaktion im Fall einer der Frauen die Untersuchungen zum Stillstand gebracht habe.
Nun sei es wichtig, vorwärts zu schauen: „Jetzt müssen wir unsere Arbeit ehrlich betrachten und neue und klare Regeln kenntlich machen.“
Pétur Kr. Hafstein, der Vorsitzende des Kirchentages, hatte anlässlich der Eröffnung des Kirchentages in der Kirche Grensáskirkja seine volle Unterstützung für Sigurbjörnsson erklärt.
Viele Menschen hätten das Vertrauen in die Nationalkirche verloren, räumte Hafstein ein, verwies aber darauf, dass der Vertrauensverlust auch andere isländische Institutionen beträfe.
Er kündigte an, auf dem Kirchentag im Herbst würden radikale Veränderungen im Kirchenbetrieb diskutiert werden. So solle die Amtsperiode des Bischofs begrenzt werden und statt des Bischofs solle künftig ein Laie dem Kirchenrat vorstehen.
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bv