Eine Pressekonferenz der besonderen Art gab es am ersten Tag der Frankfurter Buchmesse im Island-Pavillon. Vorgestellt wurde ein Buch, das von dem isländischen Journalisten und Verleger Óttar Sveinsson verfasst und von dem deutschen Journalisten und Verleger Stefan Krücken mit Recherchen und Interviews ergänzt worden ist.
Die Autoren Óttar Sveinsson und Stefan Krücken im Gespräch mit Thomas Böhm. Oben die Reproduktion der Jugendbilder von Sigurdur Gudmundsson und Horst Koske.
Der Untergang des Passagierdampfers Godafoss am 10. November 1944 war ein nationales Trauma für die junge Republik Island. Ein deutsches U-Boot hatte die Godafoss torpediert, kurz bevor sie den Hafen von Reykjavík erreichte. 24 Menschen – Männer, Frauen und Kinder – ertranken; 18 konnten sich retten.
Össur Skarphédinsson.
Islands Aussenminister Össur Skarphédinsson führte ins Thema ein und betonte, es komme nun erstmals, in einer Atmosphäre von Verständnis und Verzeihung, zu einem Treffen zweier 85 und 86 Jahre alten Männer, der eine ein Überlebender von der Godafoss, der andere ein ehemaliges Besatzungsmitglied des deutschen U-Bootes.
Der Schauspieler Joachim Król las Passagen aus dem Buch Godafoss (wir werden am Freitag im Kulturblick ausführlicher darüber berichten) und dann umarmten sich der ehemalige Matrose Sigurdur Gudmundsson und der ehemalige Funkermaat Horst Koske im Blitzlichtgewitter der Journalisten.
Horst Koske (links) begegnet Sigurdur Gudmundsson.
Anschliessend führte Thomas Böhm von Sagenhaftes Island ein Gespräch mit den Autoren. Óttar Sveinsson ist nicht so sehr an Romanen interessiert und meinte die Geschichten der Menschen seien so sannend, dass man sie nicht erfinden müsse. Er hatte lange nach einem Verlag in Deutschland gesucht, der die Godafoss verlegt, bis er auf Stefan Krücken vom Verlag Ankerherz stiess.
Aus der Zusammenarbeit sei eine Freundschaft geworden, sagte Stefan Krücken und dankte mit bewegten Worten den beiden Zeitzeugen und dem Sagenhaften Island, das Veröffentlichung unterstützt hat.
Bernhild Vögel