Die Hauptverhandlung im Vafningur-Fall hat vorgestern vor dem Reykjavíker Bezirksgericht begonnen. Dem früheren Geschäftsführer Lárus Welding und dem früheren geschäftsführenden Direktor Guðmundur Hjaltason werden zur Last gelegt, am 8. Februar 2008 einen Kredit von 10 Mrd. ISK (61 Mio. EUR nach heutigem Stand) genehmigt zu haben, obwohl sie damit die Statuten der Bank verletzten.
Glitnir. Themenfoto: IPA.
Lárus und Guðmundur sollen den Kredit an Milestone vergeben haben, anstatt an Vafningur, und obwohl das finanzielle Risiko den gesetzlichen Rahmen überschritt, berichtet das Fréttablaðið.
Man hatte mit dem Kredit die Holdinggesellschaft Þáttur International von einem Zahlungsverzug an Morgan Stanley bewahren wollen, da Milestone für den Kredit an Morgan Stanley verantwortlich war.
Ein Bankrott von Milestone hätte ernsthafte Konsequenzen für Glitnir gehabt, denn Milestone war einer der Hauptanteilseigner und Schuldner der Bank.
Die Anwälte der Angeklagten argumentierten vor Gericht, ihre Mandanten hätten den Kredit nicht als zu hoch angesehen, überdies hätten sie nichts mit dem Kredit an Milestone zu tun gehabt.
Unklar bleibt weiterhin, wer die Entscheidung gefällt hat und wer dafür die Verantwortung trägt.
In den Tagen vor der Kreditvergabe war eine Vereinbarung mit Vafningur entworfen worden. In dem Vertrag finden sich handschriftliche Änderungen vom 8. Februar 2008, welche die Zahlung für Milestone statt für Vafningur genehmigen.
Die Zeugenvernehmung hatte den ganzen Tag angedauert. Zehn zur Zeit der Kreditvergabe bei Glitnir beschäftigte Personen wurden zusätzlich zu den beiden Angeklagten verhört, alle hatten sie direkt oder indirekt mit der Angelegenheit zu tun, berichtet ruv.is.
„Ich habe unklare Erinnerungen an den Tag“, sagte Halldór Halldórsson, der frühere Handelsbeauftragte bei Glitnir, nach Angaben von mbl.is.
Halldór stritt ab, die Entscheidung gefällt zu haben, viel mehr sagte er aus, es sei „wahrscheinlicher mein Vorgesetzter und der Bankchef selbst“ gewesen, also Guðmundur und Lárus.
Keiner von ihnen will jedoch von den Vertragsveränderungen gewusst und erst durch die Vernehmung durch den Sonderermittler vor zwei Jahren davon erfahren haben. Der Kredit sei am folgenden Montag an Vafningur gegangen.
„Niemand will hier etwas verbergen und es ist lächerlich, den Anschein zu erwecken“, sagte Lárus nach Angaben von Fréttablaðið.
Die Anwälte der Angeklagten hatten wiederholt Halldór als Verantwortlichen für die Vertragsveränderungen genannt. Es sei auch unmöglich gewesen, all dies ohne den Finanzdirektor der Bank, Alexander K. Guðmundsson, durchzuziehen.
Ein Gesprächsaufzeichnung zwischen Alexander und Friðfinnur Ragnar Sigurðsson, einem weiteren früheren Angestellten der Glitnir Bank vom 8. Februar 2008, welches das Kreditgespräch betraf, wurde vor Gericht abgespielt.
Friðfinnur nannte es eine „verdammte Verschwörung“ und Alexander pflichtete ihm durch Wiederholung dieser Worte bei. Keiner von beiden wollte sich jedoch näher zu dem Einwurf äußern.
Der Staatsanwalt argumentierte, dass Lárus und Guðmundur durch die Kreditvergabe das Vermögen der Bank aufs Spiel gesetzt hätten – Glitnir hatte mindestens 5 Mrd. ISK durch das Geschäft verloren.
Die Angeklagten blieben bei ihrer Aussage, sie hätten keine falschen Entscheidungen getroffen und wiesen alle Vorwürfe zurück, sie hätten das Vertrauen gebrochen und ihre Position als Bankenchefs missbraucht.
Der Fall ist gestern weiter verhandelt worden.
DT