Die Vorweihnachtszeit in Island begann am vergangenen Wochenende mit der Erleuchtung der Weihnachtsbäume auf öffentlichen Plätzen. Da die heimischen Nadelhölzer nicht besonders hoch werden, kommen die Bäume in der Regel aus Europa.
Illustrationen von Gunnar Karlsson aus der Karte über die Weihnachtswesen. Quelle: reykjavik.is.
Hafnarfjörður erhält eine Tanne aus der Partnerstadt Cuxhaven und der Weihnachtsbaum am Austurvöllur, dem Platz vor dem Parlament Althingi in Reykjavík, ist ein alljährliches Geschenk aus Oslo.
Im Reykjavíker Hafen erstrahlt nach einem Jahr Unterbrechung wieder ein Weihnachtsbaum aus Hamburg.
In den Nachkriegsjahren halfen isländische Seeleute den Hunger leidenden Hamburgern und teilten Fischsuppe aus. Aus Dankbarkeit begann der Journalistenverein „Wikingerrunde“ 1965 einen Weihnachtsbaum nach Reykjavík zu schicken.
Letztes Jahr brach die Tradition ab, da viele Mitglieder der Runde verstorben waren. Doch der Hafenbetreibers Faxaflóahafnir hielt sie mit einem Weihnachtsbaum aus dem Borgarfjörður aufrecht und dieses Jahr ist es gelungen, wieder einen Baum aus Hamburg nach Island zu verschiffen.
„Dass auch dieses Jahr ein Weihnachtsbaum nach Reykjavík kommt, ist dem Einsatz der Faxaflói-Häfen und dem langjährigen Freund Horst Grubert zu verdanken“, heißt es in einer Mitteilung der AHK, der Repräsentanz der deutschen Wirtschaft in Island.
Die Stadt Hamburg, der Freundeskreis Fregatte Hamburg e.V., die AHK, Germanía und das deutsch-isländische Netzwerk[http://netzwerk.weebly.com] haben geholfen, die Tradition aufrechtzuerhalten.
Am Samstagnachmittag wurde in einer Feierstunde der Hamburg-Baum im Reykjavíker Hafen erleuchtet. Nach Ansprachen des Vorsitzenden der Faxaflói-Häfen, Hjálmar Sveinsson und des deutschen Botschafters, Hermann-Josef Sausen, übergab Stadtrat Dr. Ralf Kleindiek feierlich die Tanne.
Die Veranstaltung wurde musikalisch umrahmt vom Mädchenchor der Kársnesskóli unter der Leitung von Þórunn Björnsdóttir. Anschließend gab es in Kakao und Häppchen in den Hafnarbúðir.
Reykjavík bereitet sich darüber hinaus auf die „Jagd nach den Weihnachtswesen“ vor. Bekanntlich gibt es in der isländischen Volksüberlieferung eine Menge übernatürlicher Gestalten, darunter die 13 Weihnachtsjungs Jólasveinar, die Söhne des Trollehepaares Grýla und Leppalúði.
Sie kommen einer nach dem anderen in den 13 Tagen vor Weihnachten in die Ortschaften und treiben dort allerhand Unfug.
Während Leppalúði ein träger Pantoffelheld ist, fürchteten sich viele Generationen von Kindern vor Grýla, die in früheren Zeiten die Höfe überfiel und versuchte, Kinder zu verschleppen.
Ihr zur Seite stand die fürchterlich gefährliche Weihnachtskatze, Jólakötturinn, die alle Leute auffraß, die zu faul gewesen waren, ihre Wolle bis Weihnachten zu verarbeiten.
Grýla und die Weihnachtskatze haben ihre Funktion als Kinderschreck weitgehend verloren; doch als Mutter der beliebten Jólasveinar genießt Grýla weiterhin uneingeschränkte Popularität in Island.
Bürgermeister Jón Gnarr eröffnete letzte Woche die Schau „Die Weihnachtswesen von Reykjavík“, die Hafsteinn Júlíusson, der Gewinner eines entsprechenden Wettbewerbes, gestaltet hat.
Sieben der Weihnachtswesen haben sich für die nächsten Wochen in der City und im Laugardalur angesiedelt.
Jedes hat sein bestimmtes Territorium und erscheint in Gestalt einer Lichtprojektion auf Häuserwänden. So macht es sich zum Beispiel Grýla auf einem Dach an der Bankastræti 11 bequem.
Einheimische wie Touristen sind aufgefordert, an einem Preisausschreiben rund um Grýla und ihre Söhne teilzunehmen. Bei der Jagd auf die Weihnachtswesen hilft eine spezielle Karte.
Hier finden Sie Veranstaltungstipps für den Dezember in Reykjavík und hier für Akureyri.
bv