Das Walfangschiff Hvalur 8 hat gestern zwei erlegte Wale in der Zerteilstation im Hvalfjörður angelandet, wobei einer von ihnen, ein Bulle, vier Harpunen in seinem Körper trug. Das bedeutet, dass er viermal beschossen werden musste, bis er verendete.
Entsprechende Fotos der Anlandung lieferte die Walschutzorganisation Hard to Port. Arne Feuerhahn von Hard to Port sagte Kjarninn gegenüber, der Wal habe einen langen Todeskampf hinter sich. Einer Studie der Fischereibehörde aus dem Jahr 2014 (in englischer Sprache verfasst) zufolge dauert nur das Nachladen der Harpunen um die acht Minuten, bevor man dann möglicherweise merkt, dass der Schuss nicht sitzt und das Tier immer noch lebt. In der genannten Studie waren 50 Wale verfolgt worden, 42 von ihnen starben gleich nach dem Einschuss, acht von ihnen kämpften bis zu 20 Minuten lang mit dem Tod. In diesem Sommer hatte Hard to Port von gleich mehreren Fällen Beweisfotos geliefert, wo Wale mehrfach beschossen werden mussten, weil der erste Schuss nicht sass.
Drei Harpunen sind auf Feuerhahns aktuellen Fotos deutlich zu sehen, die vierte kam bei der Zerteilung des Kadavers zum Vorschein. Zwei der Sprengladungen waren nicht explodiert und mussten entschäft werden, Feuerhahn berichtet von verärgerten Arbeitern.
Tierschutzbeauftragter soll an Bord die Tötung filmen
Die zuständige Ministerin für Fischerei Landwirtschaft und Lebensmittel, Svandís Svavarsdóttir, hatte Kjarninn gegenüber kürzlich angegeben, es sei vollkommen klar, dass wenn eine Branche, die auf Tierhaltung oder Jagd basiere, das Töten der Tiere nicht auf humane Art und Weise durchführen könne, sie “keine Zukunft in der modernen Gesellschaft” habe.
Eine von ihr vorgelegte Bestimmungsänderung sieht vor, dass der Kapitän eines Walfängers einen Mann aus der Mannschaft als Tierschutzbeauftragten ernennen muss, der nach einem absolvierten Kursus Jagd und Tötung sämtlicher Wale filmisch dokumentieren muss. Das Filmmaterial geht zur Überprüfung an die Veterinäraufsichtsbehörde. Ab dem kommenden Jahr soll sich dann ein Amtstierarzt an Bord befinden.
Sowohl das Walfangunternehmen Hvalur ehf als auch die Interessenverbände der Seeleute hatten sich scharf gegen diesen Plan ausgesprochen und argumentiert, dass es für eine solche Bestimmung keine rechliche Grundlage gebe und man keiner Privatperson eine Verantwortung aufbürden könne, die eigentlich eine Behörde zu tragen hat.
Kontrollmechanismen in Planung
In der vergangenen Woche hatte es zu den Vorkommnisse des Sommers ein Treffen der Behörden gegeben. Auf Nachfrage von Kjarninn hatte die Leiterin der Veterinäraufsichtsbehörde, Sigurborg Daðadóttir, angegeben, MAST prüfe, ob und wie offizielle Personen “noch strenger” kontrollieren könnten, ob die Tierschutzgesetze beim Töten der Wale befolgt würden.
Dem Gesetz zufolge muss MAST die Jagd auf wilde Tiere nicht kontrollieren, sie ist lediglich zuständig für das Tierwohl, und in Bezug auf die Jagd muss sie kontrollieren, dass Tiere so rasch und schmerzlos wie möglich getötet werden. Jägern widerum ist es dem Tierschutzgesetz nach verboten, einem erlegten Wildtier unnötige Verstümmelungen und Qualen zuzufügen.
Von der Walschutzorganisation Hard to Port verlautete, die Jagd auf einen Wal, der viermal beschossen werden muss, bevor er verendet, stehe in klarem Gegensatz zu diesem Gesetz.
“Dieser neue und gruselige Vorfall zeigt doch, wie wichtig es ist, diese Jagd dort auf hoher See mitzuverfolgen, wo sie auch stattfindet. Wenn Hvalur ehf grundsätzliche Richtlinien des Tierschutzes bei der Jagd nicht einhalten kann, was sie ja offenbar nicht können, dann sollten sie auch keine Lizenz zum Walfang bekommen,” sagte Arne Feuerhahn von Hard to Port.