Im isländischen Arbeitskampf gibt es keine Neuigkeiten. Seit Sonntagnacht streiken die 70 LKW-Fahrer der Mineralöl- und Distributionsindustrie, sowie hunderte von Hotelmitarbeitern im Niedriglohnbereich. Gestern wurden daher vier Reykjavíker Hotels geschlossen. Zwei weitere sollen morgen folgen, das siebte Hotel schliesst dann am Samstag.
Auffanglager für zimmerlose Touristen
Ende Januar hatten sich Mitglieder der Gewerkschaft Efling für einen Streik entschieden und am 7. Februar die Arbeit unbefristet niedergelegt. Nach zwei Wochen Streik sind gestern die ersten vier betroffenen Hotels geschlossen worden, darunter Hotel Saga und Hotel Grand, mit insgesamt 400 Zimmern.
Einer Bekanntmachung des isländischen Tourismusverbandes zufolge werden morgen Berjaya Reykjavik Natura Hotel und das Hilton Reykjavík Nordica geschlossen, am Samstag soll dann Berjaya Reykjavik Marina Hotel folgen, alle drei verfügen über 600 Zimmer.
Das sind insgesamt 1000 Zimmer, die trotz Buchung nicht mehr zur Verfügung stehen. Hinzu kommen könnten Ende der Woche Gästehäuser, die streikbedingt schliessen müssen. Gestern Morgen wurde eine Notfallhotline für Hotelgäste eröffnet, die Hilfe bei Umbuchungen benötigen.
Da zum Ende der Woche Touristen buchstäblich auf der Strasse stehen könnten, arbeitet der Tourismusverband jetzt an Lösungen. Eine solche könnte ein Auffanglager für Touristen sein, obwohl sich der Transport der Leute als schwierig gestalten könnte. Ausserdem gestatten die Buchungsmaschinen den Unternehmen nicht, in direkten Kontakt zu ihren Gästen zu treten, um sie von den Schliessungen zu unterrichten.
Mehr Streiks in Aussicht
Am kommenden Dienstag geht der Streik in die nächste Runde, denn dann wollen alle 20.000 Mitglieder der Gewerkschaft ihre Arbeit niederlegen.
Heute endet eine Abstimmung der Unternehmen über Aussperrungen. Das würde bedeuten, dass die Streikenden überhaupt kein Geld mehr erhalten, weder aus der Streikkasse der Gewerkschaft noch Gehaltszahlungen durch den Arbeitgeber.
Regierung sieht Tarifgegner am Zug
Der Arbeitskampf war gestern auch Gegenstand einer Kabinettssitzung der Regierung. Die Minister hielten fest, dass die Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben durch den sich in die Länge ziehenden Streik sehr weitreichend ausfallen würden. Man sei sich der Situation bewusst und durchaus vorbereitet, Massnahmen zu ergreifen. Eine Intervenierung durch die Regierung sei jedoch eine absolute Notfallmassnahme, die Verantwortung liege ganz klar bei Gewerkschaft und Arbeitnehmerverband.
Sowohl Premierministerin Katrín Jakobsdóttir als auch Arbeitsminister Guðmundur Ingi Guðbrandsson und Infrastrukturminister Sigurður Ingi Jóhannsson betonten, zum jetztigen Zeitpunkt denke man nicht daran, einzugreifen. Alle waren sich einig, dass die Tarifgegner an den Verhandlungstisch zurückkehren und eine Einigung herbeiführen müssten.