Die Walschutzorganisatzion Hard to Port hat gestern Bildmaterial eines getöteten Walweibchens, dem ein ungeborenes Kalb aus dem Leib gezogen wurde, im Internet veröffentlicht. Das Finnwalweibchen, eines von 160 zur Jagd freigegebenen Tieren, war in der Walfangstation im Hvalfjörður auseinandergenommen worden.
Wie Vísir berichtet, ist es normal, dass Finnwalweibchen, die hierzulande gejagt werden, sich oft im letzten Drittel ihrer Trächtigkeit befinden. Der isländische Tierschutzbund hält es für abnormal, dass im Walfang derart vorgegangen werde.
Fotos der Walschutzorganisation zeigen, wie drei Männer das Kalb aus dem geöffneten Muttertier ziehen.
Gísli Arnór Víkingsson, ein Experte beim isländischen Marineforschungsinstitut, sagte Vísir gegenüber, es sei üblich, dass tragende Wale von den Jagdschiffen geschossen werden.
“Das ist eine Art Regel, dass Finnwale jedes zweite Jahr ein Kalb bekommen. Die Kälber kommen um die Jahreswende zur Welt, um die Mitte des Jahres entwöhnt die Mutter ihr Kalb.” erklärt der Marinefachmann. “Es ist hierzulande verboten, eine Kuh mit säugendem Kalb zu erschiessen, und recht normal dass die Kühe mit Geschlechtsreife auch tragend sind.” Die Jagd auf Finnwale hatte im Juni begonnen, 160 Tiere dürfen gejagt werden. Das Gesetz verbietet es, Walkälber und Walkühe mit säugendem Kalb zu jagen.
Der Tierschutzbund spricht sich gegen die Jagd aus und bezeichnete sie als unverantwortlich.
“Das kann doch nicht normal sein, dass trächtige Kühe erschossen werden, das wäre beispielsweise niemals bei der Rentierjagd gestattet,” entrüstet sich Hallgerður Hauksdóttir, die Vorsitzende des isländischen Tierschutzbundes.
“Zunächst einmal sind die Waljagden, wie sie hierzulande betrieben werden, nicht vertretbar in Anbetracht der Tatsache, dass man den Tod des Tieres durch das Abschiessen nicht garantieren kann. Ich habe auf den Unwillen des Ministers hingewiesen, eine Studie zur Länge des Todeskampfes eines Wales zu veröffentlichen. Das ist schwerwiegend, dass das nicht veröffentlicht wird. Hier geht es um ein Säugetier und Warmblüter, und es ist aufgezeigt worden, dass Tiere über Verstand und Sinne verfügen wie alle anderen Säugetiere. Diese Jagden sind nicht zu rechtfertigen.”
Die von Hallgerður angesprochene Studie [wie lange ein geschossener Wal sich im Todeskampf befindet,] war im Jahr 2013 von einem norwegischen Wissenschaftler an Bord eines isländischen Walfangschiffes angefertigt worden.
Der damalige Fischerei- und Landwirtschaftsminister Sigurður Ingi Jóhannsson hatte auf eine parlamentarische Anfrage des damaligen Mitglieds der Linksgrünen und heutigen Premierministerin Katrín Jakobsdóttir im Jahr 2014 geantwortet, die Ergebnisse der Studie würden geheimgehalten.
Ein Foto des ungeborenen Kalbes sowie einer Harpunenspitze finden sich im Nachrichtenlink.
Vor einigen Wochen war das isländische Walfangunternehmen in die negativen Schlagzeilen geraten, weil eine eher seltene Kreuzung aus Blauwal und Finnwal an Land gezogen worden war. Während der Blauwal zu den geschützten Arten gehört, dürfen Hybridexemplare in Island gejagt werden.
Ein Grossteil des Walfleisches wird nach Japan exportiert, obwohl sich aufgrund internationaler Proteste von Walfanggegnern und Hafensperrungen etwa in Südafrika der Transport des Fleisches als schwierig erwiesen hat.
Kunden des britischen Tourismusunternehmens Discover the World haben bereits Konsequenzen angedroht. Seit 35 Jahren bringt das Unternehmen Vogelliebhaber ins Land, allein im vergangenen Jahr waren 14.000 britische Touristen mit Discover the World nach Island gereist. Wie Geschäftsführer Clive Stacey mbl.is gegenüber angab, habe man bemerkt, dass eine beachtlich grosse Gruppe von Leuten in die Agenturniederlassungen gekommen sei und geäussert habe, man würde wirklich gerne nach Island reisen, werde das aber nicht tun, bevor der Walfang nicht beendet werde.