Heute morgen begannen mit den Vorentscheidungen im Viergang der ersten Sportprüfungen. Im Viergang werden die Gangarten Schritt, Trab, Galopp und Tölt in zwei verschiedenen Tempi gezeigt und bewertet. In der Vorentscheidung starten alle für die Prüfung gemeldeten Reiter, und eigentlich sind dies die wirklich interessanten Prüfungen, weil man hier alle für die WM qualifizierten Teilnehmer sehen kann. Und bis zu einer WM-Qualifikation muss man es erst mal schaffen – mit einem harten wie mit einem guten Reitstil.
So mancher fällt hier allerdings dann weg, weil er aus dem von der richtenden Dachorganisation FEIF vorgegebenen Notenrahmen fällt. Wie etwa die Kanadierin Victoria Stoncius, die ihren in Deutschland stehenden Turnierpartner Tilberi vom Blumencron nur wenige Wochen zuvor überhaupt hatte kennenlernen und reiten können und dafür in allen Gangarten eine harmonische, runde Leistung ablieferte. Victoria trainiert in Kanada alle möglichen Pferderassen und hat daheim zwei Großpferde.
“Sie hat ein unglaubliches Gespür für Pferde,” sagt ihre Mutter. “Sie ist so positiv, die Pferde folgen ihr einfach”. Das hat man in der Prüfung gemerkt.
Victoria Sponcious auf Tilberi vom Blumencron. Foto: Henk Peterse.
Oder die junge Schwedin Mathilda Rolf, die auf dem ehemaligen isländischen Superchampion Tumi frá Stóra-Hófi einen hübschen Lauf mit sauberen Übergängen zwischen den Gangarten absolvierte und als einer der wenigen Reiter ihre Islandkandare mit dem gebotenen Respekt benutzte.
An diesem Morgen fällt generell auf, daß die Young Riders, die jungen Reiter (bis 21 Jahre) ihre Pferde mit mehr Respekt und Gefühl durch die Prüfung führen. Man sieht einen durchgehend guten Reitersitz und einen häufig respektvolleren Umgang mit der von fast allen Reitern benutzten Islandkandare. Seit zwei Jahren ist die Verwendung eines Sperrhalfters in Kombination mit diesem Gebiss auf Turnieren verboten, und Pferde können ihr Unbehagen mit der Reiterhand äußern, indem sie das Maul aufsperren. Der 18-jährige Jarl frá Midkrika, ehemaliger Weltmeister im Viergang, warf da durch sein permanent geöffnetes Maul kein gutes Licht auf die Hand seiner Reiterin.
Das Pferd des für Norwegen startenden Nils Christian Larsen verlor nach einem Taktfehler im langsamen Tempo Tölt später im Starken Tempo sein Eisen und Nils brach die Prüfung ab.
Schön sind immer wieder Pferde anzusehen, denen der Übergang zum Schritt in Ruhe und am langen Zügel gelingt. Die deutsche Favoritin Frauke Schenzel auf Tigull vom Kronshof beeindruckte durch die makellose Fehlerlosigkeit ihrer Vorstellung.
Und Reiter wie die Norwegerin Unn Kroghen Adalsteinsson, die ihre Prüfung in einer passenden Mischung aus ehrgeizig und respektvoll absolvieren und dabei glücklich lächeln, lassen einen die Hitze doch glatt vergessen.
Eine lächelnde Unn Kroghen Adalsteinsson auf Hrafndynur frá Hákoti. Foto: Henk Peterse
Pferde wie Reiter vollbringen hier unglaubliche Spitzenleistungen. Die Temperaturen haben auch heute wieder die 30° Marke erreicht. Pferde müssen trotzdem sorgfältig aufgewärmt werden, die Prüfung muss im Jackett geritten werden.
DT