Die Erde unter dem Vatnajökull ist seit den Beben im Vulkan Bárðarbunga insgesamt um 20 Zentimeter auseinandergedriftet, berichtet ruv.is. Der unterirdische Kanal, der sich unter Magmaeinstrom nach Nordosten über eine Länge von 25 Kilometer zum Dyngjujökull hin gebildet hatte, hat sich nicht weiter ausgedehnt. Nach Ansicht der Geophysikerin Þóra Árnadóttir vom geowissenschaftlichen Institut der Universität Islands könnte ein Hindernis oder nachlassender Magmaeinstrom in den Gang verantwortlich dafür sein.
Das letzte größere Beben der Stärke 3,5 wurde um 18 Uhr aufgezeichnet. Als Grund für die großen Beben wird nachlassender Druck in der Magmakammer oder die Belastung des Magmakanals, oder eine Mischung aus beidem angenommen.
Nach einem Modell des geowissenschaftlichen Instituts beläuft sich die Magmamenge auf 200 Millionen Kubikmeter. Die Erdmassen des Bergrutschs an der Askja hatten nur ein Viertel betragen. „In den vergangenen Tagen ist sehr viel Magma eingeströmt,“ erklärte Þóra, „allein in den letzten beiden Tagen hat sich die Menge verdoppelt.“
Unterdessen hat sich der Zivilschutz heute mit den Energieversorgern, den Telefongesellschaften, der Notfalllinie und der Straßenmeisterei getroffen, um den Ernstfall einer Flut nördlich des Vatnajökull zu besprechen, berichtet ruv.is.
Die Straßenmeisterei will Felsbrocken an die beiden Hängebrücken in Grímsstaðir und Ásbyrgi transportieren, und damit verhindern, daß eine Flut die Fundamente der Brückenpfeiler untergräbt. Zusätzlich soll die Ringstraße bei Ásbyrgi im Fall einer Flut um fünf bis zehn Meter abgegraben werden, um dem Wasser eine Ausweichmöglichkeit zu bieten.
Bislang gibt es keine Anzeichen dafür, daß sich Magma auf dem Weg an die Erdoberfläche befindet. Am Vatnajökull gilt für die Luftfahrt weiterhin die Alarmstufe orange, was bedeutet, daß der Vulkan erhebliche Zeichen von Unruhe zeigt.
In diesem Zusammenhang sei der Brief des Geophysikers Páll Einarsson genannt, den dieser an die isländische Luftfahrtkontrollbehörde Samgöngustofa gerichtet hatte. Páll weist in seinem Brief darauf hin, daß es ausgesprochen gefährlich sein könnte, mit einem Flugzeug den südisländischen Vulkan Hekla zu überfliegen, da dieser nach den Erfahrungen der letzten vier Ausbrüche eine Vorwarnzeit von nur 29 bis 79 Minuten habe. Ahnungslose Piloten könnten in Lavafontänen geraten, die besonders in der ersten halben Stunde nach einem Ausbruch bis in Flughöhe sprühen. Es würde für die Verkehrssicherheit ausreichen, die Flugrouten um zehn Kilometer nach Nord oder Süd zu verlegen.
Die Hekla wird täglich von 10 bis 20 Flugzeugen überflogen, Privat- wie Verkehrsmaschinen. Im Link auf mbl.is sind alle Flugzeuge verzeichnet, die heute den Vulkan Hekla überflogen haben.