"Wale geben mehr als sie nehmen" Skip to content

“Wale geben mehr als sie nehmen”

Die Bedeutung von Walen für das Ökosystem der Meere und auch an Land ist ein wachsendes Forschungsgebiet. Es scheint immer klarer zu werden, dass eine grosse Anzahl von Walen andere Lebensformen innerhalb des Ökosystems unterstützt – selbst die Beute der Wale und die wirtschaftlich ausgebeuteten Fischarten.

Joe Roman, ein Wissenschaftler der Rubenstein School of Environment and Natural Resources der Universität von Vermont, hält Wale für nützlich, weil sie grosse Mengen an Nährstoffen in den Meeren verteilen. Bislang habe sich die Forschung auf den Futterkonsum der Wale beschränkt, wo und was sie fressen, aber über weitere Auswirkungen von Walen auf das Ökosystem sei viel weniger bekannt.

Vor 50 Jahren hätten Wale jagdbedingt an der Schwelle zur Ausrottung gestanden. Die steigenden Zahlen geben nun die Chance, Veränderungen zu studieren. Wale verteilen Nährstoffe durch ihren Kot in den Meeren, aber auch durch den Hautabwurf und auf anderen Wegen, und natürlich auch durch ihre Kadaver, wenn sie sterben. Ihre Hinterlassenschaften sind Futter für Plankton und andere Kleinstlebewesen, welche ihrerseits von grösseren Fischen und Raubtieren gefressen werden. Diese sind dann zum Teil Beute der Wale, und so schliesst sich der Kreis.

Joe Roman glaubt, dass durch die Wanderungen der Wale durch die Weltmeere notwendige Nährstoffe von kalten, nährstoffreichen Gewässern in die nährstoffärmeren tropischen Gewässer gebracht werden, wo sie von Lebensformen konsumiert werden. Wissenschaftler haben bislang 60 verschiedene Arten gefunden, die ausschliesslich von Walkadavern in der Tiefsee leben und von ihnen abhängig sind.

Neuste Forschungen auf dem Gebiet widerlegen das Argument, dass der Walfang notwendig sei, um die Population unter Kontrolle zu halten und so einen Niedergang der Fischstände zu verhindern, welche von Wal und Mensch gleichermassen gejagt werden.

Joe Roman hatte in der vergangenen Woche anlässlich einer Konferenz an der Universität Islands einen Vortrag gehalten. Auch der Walexperte Gísli Víkingsson vom isländischen Marineforschungsinstitut hatte dort seine Forschungsergebnisse vorgestellt.

Gísli zufolge sind die Walbestände in einem recht unterschiedlichem Zustand der Erholung durch die Überjagung in Atlantik, Pazifik und den südlichen Weltmeeren. Es gebe Hinweise darauf, dass die Bestände einiger Walarten ringsum Island, unter anderem den Finnwales, ihre historische Bestandsgrösse wiedererlangt haben. Der Blauwalbestand hat sich hingegen nicht erholt, auch die Bestände in der Antarktis sind noch gefährdet.

Einer der möglichen Gründe für das Nord-Süd-Gefälle könnte sein, dass das antarktische Ökosystem einfacher ist als das nördliche, und dass der plötzliche Abfall der Bestandszahlen einen Anstieg bei anderen Arten zufolge hatte, wie etwa Seehunde, Pinguine, Minkwale und Seevögel. Diese Arten, die historisch ohnehin schon grössere Bestände hatten, könnten möglicherweise eine Erholung der Walbestände verhindert haben.

Die Theorie dass Wale mehr ins Ökosystem zurückgeben als sie nehmen, sei revolutionär, sagte Gísli Vísir gegenüber. Das Marineforschungsinstitut ist weiterhin der Ansicht, dass der isländische Walfang in so geringem Umfang stattfinde, dass er keine Auswirkung auf die Bestandszahlen insgesamt habe, weder im Hinblick auf die Zahlen der Exemplare noch auf die Nährstoffverteilung.

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