Versteckspiel. Ein Kommentar zum Sperrriemen. Skip to content

Versteckspiel. Ein Kommentar zum Sperrriemen.

Die Nachricht, dass die FEIF im kommenden Jahr den Sperriemen des englisch-kombinierten Reithalfters in Verbindung mit Hebelgebissen wieder zulassen will, ist in der Islandpferdewelt wie eine Bombe eingeschlagen.

Noch steht auf der Webseite der FEIF nichts davon zu lesen, doch Hestablaðið Seisei beruft sich auf sichere Quellen. Man darf sich jedoch durchaus fragen, warum die Nachricht noch nicht ihren Weg auf die Webseite gefunden hat, wo doch Sport- und Zuchtausschuss bereits im Herbst die Entscheidung getroffen hatte.

Ahnte man bei der FEIF den Gegenwind? Ist nach dem Jahr des harmonischen Reitens nun wieder Klartext und Hinlangen angesagt?

Es ist immer ein Hazardspiel, verbotene Gegenstände wieder zuzulassen, ganz gleich wo im Leben. Verbote haben ja in der Regel einen Grund. In diesem Fall war das Verbot eine Folge von massiv schlechter Presse gewesen. Unschöne Momentaufnahmen von Islandpferdeturnieren hatten vor Jahren den Weg in die deutsche Pferdepresse gefunden, es hatte nach einer Deutschen Islandpferdemeisterschaft mässig recherchierte, aber mit hässlichen Fotos gespickte Artikel in namhaften Magazinen gegeben und die FEIF war von einer Freizeitreiterinitiative mit hunderten von privat aufgenommenen „Momentaufnahmen“ von aufgerissenen Mäulern, sowie mit einer Petition bombardiert worden. Um das Bild der Islandpferdereiterei in der Öffentlichkeit vor weiterem Schaden zu bewahren, reagierte man mit Verboten. Die Pferde selbst spielten nur eine untergeordnete Rolle.

Drei Jahre lang trugen Islandpferde nun Hebelgebisse unverschnürt durch die Prüfungen, drei Jahre lang konnten sie sofort Gegenwehr durch Sperren zeigen, wenn der Reiter zu heftig hinlangte. Drei Jahre lang wurden Pferde zuhause möglicherweise weiter verschnürt, doch am Turnier blieb das Maul immer häufiger geschlossen. Drei Jahre lang hatten Reiter Gelegenheit, ihr Tun am Kandarenzügel und ihre Reitweise zu überdenken.

Vielleicht ist die Rücknahme des Verbots ein gar nicht so dummer Schritt der FEIF. Gibt sie doch den Reitern so die einmalige Gelegenheit, zu zeigen, was sie aus dem Verbot reiterlich gemacht haben.

Brauchen wir den Sperrriemen auf der Islandkandare überhaupt noch?

Wer sein Pferdemaul in Zukunft wieder verschnürt, stellt sich damit selbst an die Wand und beweist in aller Öffentlichkeit, daß er’s nicht anders kann. Daß er die Islandkandare zu früh einschnallt und nicht als „Quentchen“-Heber benutzt, sondern als Kopf-Heber, daß er die Ausbildungsskala missachtet und lieber der Notenskala folgt. Daß er etwas zu verbergen hat.

Mit Aufhebung des Verbots wird das Jahr 2015 zu einem ganz besonders interessanten Turnierjahr. Die Sport- und Zuchtwelt, auf deren Betreiben die Verschnallung wieder zugelassen wurde, steht klar in der Pflicht. Und sollte sich daran erinnern, welche Macht Bilder haben.

Die Reiter, die den Sperrriemen in der Öffentlichkeit nun wieder benutzen dürfen, können unter Beweis stellen, daß sich die Reitweise bei den Islandpferden zum Besseren wendet. Sie sind verantwortlich dafür, ob und in welche Richtung sich das Bild des Islandpferdesports in Zukunft ändert.

Sie sollten die Rücknahme des Verbotes daher nicht als Weihnachtsgeschenk, sondern als Vertrauensvorschuss werten – und sich dessen als würdig erweisen.

Beobachten wir im kommenden Jahr wieder Sperriemen auf der Islandkandare, hat der Islandpferdesport sich hingegen endgültig selbst gerichtet und bewiesen, daß er nicht lernfähig ist. Und sich jedes Recht erwirtschaftet, wieder in die negativen Schlagzeilen zu kommen.

Das Pferdewohl darf keine leere Worthülse sein.

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