Selenmangel ist offenbar ein wachsendes Problem bei isländischen Pferden, hat die Pferdefachtierärztin Sigriður Björnsdóttir beobachtet. Da Forschungsgelder zur näheren Untersuchung fehlen, ist ihr das Problem auf ganz andere Art und Weise ins Auge gesprungen, berichtet die Pferdezeitung Hestablaðið Seisei in ihrer aktuellen Ausgabe.
„Es hat entscheidende Hinweise nach den Obduktionen von Fohlen gegeben, die während der Pferdeseuche des Jahres 2010 verendet waren. Da kam heraus, daß die meisten Todesfälle durch einen Mangel an Antioxidantien verursacht worden waren.“ sagt die Tierärztin.
Island ist ein Selenmangelgebiet, was deutlich an dem eher niedrigen Selengehalt im Heu erkennbar ist. Düngemittel enthalten daher Selenzusätze, um den Gehalt im Heu zu erhöhen. „Lämmer kommen im Frühjahr kaum ohne Selenspritzen auf die Beine, und das im ganzen Land,“ wird Sigríður im Artikel zitiert. Anders als die Lämmer werden Fohlen geboren, nachdem das Gras zu spriessen beginnt, welches ausreichend Vitamin E enthält. Das hilft jedoch nicht immer gegen Selenmangel. „Möglicherweise spielen noch andere Faktoren eine Rolle, wie etwa ein Eisenüberschuss, der den Bedarf an Antioxidantien steigert.“
Das inzwischen große Angebot an Mineralfuttersorten möchte das Problem lösen, doch so einfach ist die Sache nicht. „Damit Pferde das Selen auch wirklich verstoffwechseln können, muss es in organisch gebundener Form vorliegen.“ erklärt die Tierärztin. „Fischmehl oder andere Fischerzeugnisse sind gute Selenlieferanten, weil bei ihnen das Selen an Aminosäuren gebunden ist und gut verstoffwechselt werden kann.“ Es konnte bislang nicht bewiesen werden, daß künstliche Mineralfutter, ganz gleich in welcher Darreichungsform, vollständig aufgenommen werden. Sie hält diese daher für nicht zuverlässig. Voraussetzung für eine Aufnahme in den Stoffwechsel sei die organische Bindung.
„Eigentlich reicht gutes Heu aus, um den Futterbedarf eines Pferdes zu decken. Und natürlich muss es Zugang zu einem Salzleckstein haben.“ Von allen Spurenelementen gebe es am ehesten beim Selen einen Mangel, da müsse eben zugefüttert werden. Sie empfiehlt gutes Heu und Fischmehl oder Nahrungszusätze die Fischmehl enthalten. Lýsi, der isländische Lebertran, sei auch ein passabler Selenlieferant, der eine gute Zusammensetzung von Fetten und Vitaminen biete. „Aber wenn es keine Proteine enthält, dann ist da auch kein Selen zu finden,“ betont Sigríður Björnsdóttir gegenüber Hestablaðið Seisei.