Nur elf Prozent aller Geschäftsführer in Islands 100 grössten Unternehmen sind Frauen, obwohl im vergangenen Jahr mehr Frauen als Männer einen Hochschulabschluss erreichten, berichtet RÚV. Diese Zahlen stammen aus einer aktuellen Umfrage von Capacent.
Der Umfrage zufolge nimmt die Anzahl an Frauen ab, je höher es in die Chefetage geht. Bei den Spezialisten liegen die Frauen mit 42 Prozent noch gut im Rennen, gegenüber 58 Prozent männlicher Kollegen, doch nur 27 Prozent im gehobenen Management sind Frauen, und nur elf Prozent fungieren als Geschäftsführer.
Diese Zahlen passen nicht zu der Tatsache, dass im vergangenen Jahr 67 Prozent aller Absolventen der isländischen Hochschulen Frauen waren, wohingegen Männer nur 33 Prozent ausmachten. Þórey Vilhjálmsdóttir von Capacent sieht die Zahlen vom letzten Jahr als Fortsetzung eines Trends, der sich seit mehreren Jahren ungebrochen fortsetzt.
“Das ist absolut inakzeptabel. Besonders, weil wir laut Economic World Forum weltweit führend auf dem Gebiet der Gleichberechtigung sind. Wir sollten für andere Länder ein Vorbild sein, aber wir sind das definitiv nicht. Und wir nutzen die Talente unserer Frauen nicht vollständig, soviel ist klar,” sagt Þórey.
Vor einigen Jahren war für Unternehmen eine Geschlechterquote eingeführt worden. Páll Harðarsson, der geschäftsführende Direktor der isländischen Börse, merkt an, ddie Gesetze hätten nicht dazu geführt, dass mehr Frauen in leitende Positionen gerückt wären. Arbeitgeber könnten nicht davon ausgehen, dass sich Gleichberechtigung von selber einstelle.
“Ich glaube einfach, dass es Zeit für Investoren wird, die Gleichberechtigung der Geschlechter ganz oben auf ihre Liste zu setzen, wenn sie darüber nachdenken, in Unternehmen zu investieren.” sagte der isländische Börsenchef.