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Neuer Missbrauchsskandal

In diesen Tagen sorgt ein 13 Jahre zurückliegender Vergewaltigungsfall für Aufsehen in den Medien.

husavik_psHúsavík. Foto: Páll Stefánsson/Iceland Review.

Im Jahr 2000 hatte der Oberste Gerichtshof Islands ein Urteil des nordisländischen Bezirksgerichts bestätigt, welches einen jungen Mann wegen sexuellen Missbrauchs gegen eine gleichaltrige Klassenkameradin während der Semesterabschlußfeierlichkeiten in Húsavík, Nord-Island, verurteilt hatte, berichtet ruv.is.

Nachdem der junge Mann sein zunächst abgegebenes Geständnis teilweise widerrufen hatte, war das Schmerzensgeld an die junge Frau erhöht worden. Als Begründung für diese Verschärfung hatte der Oberste Gerichtshof „soziale Belästigung“ angeführt.

Dahinter verbirgt sich ein in Island nie dagewesener Skandal, mit dem die Geschädigte, Guðný Jóna Kristjánsdóttir, vor einigen Tagen im Abendmagazin Kastljós an die Öffentlichkeit getreten war.

Nach der Verurteilung des Mannes durch das Bezirksgericht hatte eine Gruppe von Bürgern aller Altersstufen in Húsavík eine Solidaritätserklärung für den Täter im Gemeindeblatt veröffentlicht. 113 Personen hatten diese Erklärung unterzeichnet.

Eine derartige Hexenjagd sei in Island einmalig, schreibt ruv.is, niemals zuvor habe ein Opfer eine solch organisierte und öffentliche Verurteilung über sich ergehen lassen müssen.

Auch die Kirche spielt eine unrühmliche Rolle in dem Fall. In einer Kirchensitzung am Bischofssitz Hólar war das Verhalten des Húsavíker Pastors Sighvatur Karlsson Thema gewesen. Der Pastor hatte dem Mädchen damals nahegelegt, die Anklage gegen den Täter zurückzuziehen.

Sighvatur hat seinen Fehler inzwischen eingestanden, heißt es bei ruv.is und sich auch beim Opfer entschuldigt.

Ob ihm aus seinem Verhalten Konsequenzen erwachsen, konnte die nordisländische Bischöfin Solveig Lára Guðmundsdóttir nach der Sitzung noch nicht sagen.

Islands Bischöfin Agnes M. Sigurðardóttir hat in einem offenen Brief auf der Webseite der isländischen Staatskirche Guðnýs Schritt an die Öffentlichkeit als mutig bezeichnet.

Sexueller Missbrauch sei Gewalt, und Gewalt dürfe niemals toleriert werden. Die Kirche und ihre Mitarbeiter müssten stets an der Seite der Geschädigten stehen.

„Vergewaltigung darf nicht verschwiegen werden, und es wichtig, dass die Gemeinschaft die Opfer unterstützt, damit sie den Mut finden, an die Öffentlichkeit zu treten und ihre Rechte wahrzunehmen,“ schreibt die Bischöfin in ihrem Brief.

Die Kirche müsse aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Guðný hatte Húsavík nach den Vorfällen verlassen und ist seitdem nicht mehr dort gewesen.

DT

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