Ein arächeologischer Fund in Hafnir auf der Halbinsel Reykjanes (in der Nähe des Flughafens Keflavík) könnte darauf hinweisen, dass Island noch vor dem Jahr 874 besiedelt worden ist. Diese Jahreszahl wird traditionell als Besiedlungsjahr angenommen.
Der arächeologischer Fund in Hafnir. Foto: Dr. Bjarni Einarsson.
Der Archäologe Dr. Bjarni Einarsson sagte, dass die Ausgrabungen in Hafnir eine Hütte freigeben (isländisch: skáli), die auf jeden Fall von vor dem Jahr der angenommenen ersten Besiedlung datiert.
„Wenn wir in Island ein Gebäude ausgraben, nehmen wir normalerweise an, dass es sich um einen einfachen Hof handelt – aber dann muss man auch weitere Gebäude ringsum finden. In diesem Fall haben wir trotz intensiver Suche keine weiteren Häuser gefunden, und man denkt schon drüber nach, um was für einen Typ Gebäude es sich hier handeln könnte.“
Einarsson sagte in einem Interview mit dem Fréttabladid, dass die Kohlenstoffanalysen darauf hindeuten, dass die Hütte zwischen den Jahren 770 und 880 n.Chr. verlassen wurde. Das bedeutet dass sie vor dem historischen Sieldungsjahr 874 gebaut worden sind.
Seine Arbeitstheorie besagt, dass es sich um einen Aussenposten für Nordeuropa, Skandinavien und den britischen Inseln handeln könnte. Die Bewohner kamen, um die natürlichen Resourcen der Insel zu nutzen: Vögel, Eier, Fisch, Wale und Walrosszähne.
Seiner Ansicht nach heisst das, dass die Besiedlung Islands sich von einem Aussenposten aus entwickelt hat – ein Ort, der zunächst nur einen Teil des Jahres und später ganzjährig bewohnt wurde. „Das ersetzt den Mythos des langhaarigen bösen Norwegerkönigs, der seine vornehmen Männer nach Island vertrieb. Und auch die dumme und romantisierende Sichtweise unserer Wurzeln, dass Isländer die Abkömmlinge des skandinavischen Adels seien.“
Alte Geschichten über die Besiedlung Islands hätten sich bereits als falsch herausgestellt. Die neuen Theorien schaffen es natürlich nicht so schnell in die Geschichtsbücher, weil Historiker eher konservative Ansichten hegen.
Die Ausgrabung in Hafnir ist noch nicht zuende, in diesem Sommer soll das Mittelstück der Hütte freigelegt werden, der Rest der Arbeiten wird dann im nächsten Jahr fortgesetzt.
Übrigens findet Einarssons Theorien nicht überall Freunde. Icelandreview.com wird an der Kontroverse dranbleiben und weiterberichten.
DT