Wer die Nachricht über die eingeschmuggelte Katze gestern verfolgt hat, wunderte sich vielleicht über die strengen Seuchenschutzbestimmungen in Island. Aber auch innerhalb des Landes, selbst zwischen einzelnen Höfen, gelten strenge Regeln, was den Transport von Vieh betrifft.
In Deutschland sind die im Boden eingelassenen Rollengitter nahezu unbekannt, hier in Island findet man sie nicht nur an der Ausfahrt eines jeden Bauernhofes, sondern auch auf den Schnellstrassen des Landes, wie etwa auf der Ringstrasse in Südisland vor der Brücke über die Þjórsá am Urriðafoss.
Die Gitter sollen dafür sorgen, dass Vieh die Seuchenschutzlinien nicht überqueren kann.
Insgesamt gibt es 26 Seuchenschutzbezirke im Land, die durch Zäune oder natürliche Hindernisse (zB Flüsse) voneinander getrennt sind. Die Zäune reichen bis ins Hochland, für Wanderer gibt es festangebrachte Leitern, um sie zu überwinden, für Reiter sind Tore eingefügt. Jeden Sommer sind Landwirte im Hochland unterwegs, um die Schutzzäune der Bezirke zu kontrollieren und auszubessern. Die Kosten dafür trägt der Staat.
Jeder Reisende ist verpflichtet, sämtliche Tore und Zäune stets sorgfältig hinter sich wieder zu schliessen, um zu verhindern, dass Schafe ihren eingezäunten Bereich verlassen. Schafe sind nämlich durchaus wanderlustig.
Es ist verboten, Wiederkäuer (Schafe, Ziegen, Rinder) zwischen den Seuchenschutzbezirken zu transportieren. Möglich ist dies nur mit einer Genehmigung der obersten Veterinäraufsichtsbehörde, und dann nur aus den vier seuchenfreien Bezirken in verseuchte Bezirke, aber nicht umgekehrt.
Auch Heu oder landwirtschaftliches Gerät darf nur mit Genehmigung der Veterinäraufsichtsbehörde zwischen den Bezirken transportiert werden.
Ein Schaf, welches in einen anderen Bezirk entkommt, wird sofort getötet. Die Landwirte können die Zugehörigkeit eines Tieres anhand seiner Ohrmarke feststellen.
Die in Island verbreiteten Infektionskrankheiten bei Schafen sind alle in den vergangenen 200 Jahren durch den Import von Zuchtieren auf die Insel geraten. Bis heute flackern vor allem die Paratuberkulose und die Scrapie immer wieder auf.
Der Reisende trägt daher auch eine Verantwortung und tut gut daran, sauberes Schuhwerk mit nach Island zu bringen, und sich in verseuchten Bezirken an die Empfehlungen der Landwirte zu halten.
Unabhängig davon wird das Füttern und Streicheln von Tieren, hier vor allem von Pferden, über den Zaun genau wie in Deutschland sehr ungern gesehen. Selbstredend betritt man auch in Island als Fremder keine Weiden.