Die isländische Regierung prüft derzeit eine Maut auf allen Ausfallstrassen rund um Reykjavík. Diese Maut könnte dringende Strassenbaumassnahmen finanzieren, berichtete RÚV in der vergangenen Woche.
Verkehrsminister Jón Gunnarsson sagte, falls über den Vorschlag im Herbst ein Konsens im Parlament erzielt werde, könnte das Projekt bereits zu Beginn des kommenden Jahres in Angriff genommen werden.
“Das sind die Strassenabschnitte mit der mit Abstand höchsten Unfallrate,” erklärte Jón in einem Interview mit dem Morgenmagazin des staatlichen Rundfunksenders Rás 2.
Verkehrsministerium und Stadtverwaltung wollen sich zunächst auf folgende Strassenabschnitte konzentrieren: zwischen dem Flughafen in Keflavík und dem Reykjavík vorgelagerten Ort Hafnarfjörður, der Strassenabschnitt zwischen Reykjavík und Selfoss mit einer neuen Brücke über die Ölfusá, die durch Selfoss fliesst, die Region um Borganes in Westisland, und zu einem späteren Zeitpunkt den Ausbau des Tunnels unter dem Hvalfjörður, der die Hauptstadtregion mit dem Norden verbindet, ausserdem ein Strassenabschnitt im Vorort Grafarvogur. Das Verkehrsministerium hat ausgerechnet, dass diese Projekte um die 100 Mrd. ISK (836 Mio EUR) kosten werden.
Jón wies darauf hin, dass im Haushalt für Verkehrsprojekte jährlich 10 Mrd. ISK zur Verfügung stehen. Die Kosten für den Strassenbau im Hauptstadtgebiet übersteigen diese Summe bei weitem, daher habe die Regierung keine Wahl und müsse neue Finanzierungswege finden.
Eine Maut auf Strassen der Hauptstadtregion würde ausserdem Gelder aus dem Verkehrsaushalt für dringende Strassenbauprojekte in anderen Regionen des Landes wie etwa in den Westfjorden freistellen.
Jón erklärte, dass die grosse Anzahl an Touristen, die die Strassen des Landes benutzten, ebenfalls helfen könnten, die Infrastruktur aufzubauen. “Wir müssen diese Reisenden erreichen, die nur einmal auf den Strassen fahren, und das sind Touristen ja, um uns bei diesem Aufbau zu helfen,” sagte Jón RÚV gegenüber.
“Ein Beitrag in dieser Form würde einen grossen Unterschied machen und uns helfen, ein sichereres und besseres Strassennetz zu bauen, eine der Lebensadern in der regionalen und ländlichen Entwicklung in diesem Land.”
Ein Ausschuss prüft nun die Einführung einer Maut, zum Ende des Sommers sollen erste Ergebnisse vorliegen.
Jón gibt zu, dass die Maut Kontroversen hervorruft. “Es hat immer viel Verständnis und auch Interesse an Strassenmaut im Westteil der Insel gegeben, wo die Leute es gewöhnt sind, im Hvalfjörður Tunnel zu bezahlen. Einwohner aus anderen Landesteilen müssen sich an die Idee noch gewöhnen und sie akzeptieren,” erklärte der Verkehrsminister.
“Für mich ist es sehr wichtig, dass die Kosten für Pendler moderat gestaltet werden. Um das Projekt überhaupt zu starten, muss es Autofahrern auch Nutzen bringen, was Fahrzeit und Benzinverbrauch angehen. Von einem Rückgang der Verkehrsunfälle mal ganz abgesehen,” erklärte Jón.