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Langsamer Tölt im Januar?

Meistaradeild, die Klasse der Meister, ist Südislands populäres Winterturnier. An fünf Terminen wird unweit von Reykjavík in einer Reithalle um Mannschaftswertungen und Einzeltitel gekämpft. Die Teams sind seit vielen Jahren am Start, am spannendsten finden die meisten Beobachter, welche neuen Pferde hier der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Das Publikum gibt sich stets verständnisvoll und fair, wenn um Ruhe gebeten wird, und weiß auch seine Lieblinge ordentlich zu feiern. Zum ersten Mal wurde das Turnier live im Privatfernsehen (Stöd 2) ausgestrahlt und konnte so auch im Ausland mitverfolgt werden.

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Olil und Fálmar im Einklang. Foto: Hestafréttir.is

Und wie jedes Jahr gab es wunderschöne Pferde mit atemberaubendem Bewegungspotential zu sehen – aber immer wieder auch Anblicke, wo man nur ungern mit dem Reiter tauschen mochte, weil die Bremsmanöver mehr Kraft erfordern, als der Durchschnittsreiter liefern kann. Sport hat in den seltensten Fällen mit Leichtigkeit zu tun.
Die Turnierserie begann mit der Viergangprüfung – ausgerechnet. Langsamer Tölt im Januar nach der Winterpause ist ein Herkulesakt für so manches Pferd. Die Kritik an zu steifen Pferden, die, aus der Winterpause kommend, das sportliche Jahr gerade mal angehen und die geforderten Leistungen kaum erbringen können, verlangt geradezu nach Gegenbeweisen.
Auch die Tatsache, dass echte Anlehnung im Sport nicht möglich ist, weil die für die enorme Vorhandaktion notwendige Spannung durch ein Hineintreiben in den Zügel erreicht wird, heißt nicht, dass es nicht auch Pferde gibt, denen man ansieht, dass sie sorgfältig ausgebildet sind.
An dem Zügel ausweichende Pferdemäuler hat man sich wohl einfach zu gewöhnen, auch an Kandaren auf Dauerzug. Eine nachgebende Hand suchte man gestern abend vergeblich.
Langsamer Tölt im Januar ist Zügel-und Treibearbeit, aber keine Versammlung.

“Was bringen die uns in der Schule bloß bei?” wunderte sich Zuschauerin Jónina, die nach 30 Jahren auf dem Pferderücken in der Hestabraut der FSU das Reiten noch mal von vorne beginnt und ihr reiterliches Weltbild auf dem Kopf stehen sieht.

Doch gab es zwischen zusammengezurrten Pferden und unnatürlichen Bewegungsabläufen sehr wohl Gegenbeweise von reellem Reiten auf der Basis von gutem Sitz und Hilfenspiel. Sylvia Sigurbjörnsdóttir zeigte auf ihrem Hrafn frá Breiðholti í Flóa, wie man auf der Geraden mit dem Pferd tanzt, und wie man formvollendet aus dem Galopp zum Halt durchpariert. Ihre Parade darf als schönste des gesamten Abends gelten. Leider konnte Sylvia den Eindruck in den Kurven nicht fortsetzen, dort rollte das Pferd immer wieder, es verlor den Takt, und die Reiterin natürlich die Punkte.

Das zweite Licht des Abends war Olil Amble auf dem erst siebenjährigen Fálmar frá Ketilsstöðum. Der Rappe meisterte Prüfung wie Aufregung mit Bravour, souverän geführt durch exzellenten Sitz und feine Hilfen seiner Reiterin. Die Vorstellung war sauber, das Pferd gut vorbereitet. Ein wenig verkopft wirkte die Darbietung, aber vielleicht auch nur im Vergleich mit den anderen – denn selbst im extrem temporeichen Finale blieb das junge Pferd vollkommen bei seiner Reiterin und geriet nicht ins Rennen.

Sieger des Viergangs war das zugleich älteste Pferd des Abends – der elfjährige Hugleikur frá Galtanesi mit Ólafur B. Ásgeirsson im Sattel begeisterte das Publikum durch eine schier unglaubliche Präsenz. Seine Galoppade war atemberaubend, der anschließende Schritt raumgreifend, das Pferd wirkte in sich ruhend und rund. Die nachdrückliche Zügelführung indes ließ den Eindruck entstehen, daß die Halle viel zu klein ist und dass das Pferd mit dem markanten Namen (Gedankenspiel) viel lieber mit dem Wind um die Wette rennen würde.
Unterm Strich gesehen hinterließen die Amazonen bis auf eine Ausnahme an diesem ehrgeizgeladenen Abend die besseren Eindrücke. Vielleicht ist die Zukunft des Hallenturniers weiblich.
Die Ergebnisse der Viergangprüfung:
  1. Ólafur Brynjar Ásgeirsson mit Hugleikur frá Galtanesi (Hrímnir/Export hestar) 8,27
  2. Olil Amble mit Fálmar frá Ketilsstöðum (Gangmyllan) 7,97
  3. Eyjólfur Þorsteinsson auf Hlekkur frá Þingnesi (Lýsi) 7,83
  4. Ísólfur Líndal Þórisson mit Kristófer frá Hjaltastaðahvammi (Spónn.is/Heimahagi) 7,67
  5. Jakob S. Sigurðsson mit Asi frá Lundum II (Top Reiter/Sólning) 7,57
  6. Þórdís Erla Gunnarsdóttir mit Sproti frá Enni (Auðsholtshjáleiga) / Viðar Ingólfsson Prestur frá Hæli (Hrímnir/Export hestar) 7,47
  7. — //—
  8. Eyrún Ýr Pálsdóttir mit Kjarval frá Blönduósi (Hrímnir/Export hestar ) 7,30
  9. Guðmundur Björgvinsson mit Tenór frá Stóra-Ási (Top Reiter/Sólning) 7,20
  10. Hulda Gústafsdóttir mit Ketill frá Kvistum (Árbakki/Hestvit) 7,10

Die Ergebnisse nach der Vorausscheidung finden sich hier.
DT

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